Mittwoch, 12. September 2012

Deutsche Banken ziehen sich aus dem Agrar-Wettgeschäft zurück

Auch wenn die Finanzlobby die Schädlichkeit von Agrarwetten konsequent bestreitet, haben sich einige deutsche Banken und Fondsanbieter mittlerweile aus dem Geschäft zurückgezogen. Öffentlicher Druck dürfte dabei eine wichtige Rolle gespielt haben. Die größten Anbieter sind jedoch weiter dabei.

Zuletzt hatte eine Fonds-Tochter der Landesbank Berlin (LBB) bekanntgegeben, das Geschäft mit Agrarrohstoffen einzustellen. Zuvor hatten bereits die Commerzbank, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die Fondsgesellschaft der Sparkassengruppe, Dekabank, ihren Rückzug bekanntgegeben.

Damit wächst der Druck auf die größten Akteure Allianz Global Investors und Deutsche Bank. Letztere war wegen einer Auseinandersetzung mit der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch besonders ins Visier der Kritiker geraten. Das größte deutsche Bankhaus will in diesem Jahr zumindest keine neuen börsengehandelten Anlageprodukte auf Basis von Grundnahrungsmitteln auflegen. Eine Arbeitsgruppe soll bis Jahresende zudem Ursachen und Auswirkungen steigender Preise für Agrarrohstoffe analysieren.

Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode reicht das bei weitem nicht: «Während die Deutsche Bank seit Monaten angeblich den Ausstieg prüft, droht Menschen der Hunger - auch aufgrund der Geschäfte der Deutschen Bank.» Wenn sich eine Bank nicht sicher sei, welchen Schaden ihre Rohstoffanlagen anrichten, gebe es nur einen verantwortlichen Schritt: Diese Anlagen aus Vorsorgegründen nicht mehr anzubieten.

IVA-Kritik an Zeitschrift „Öko-Test“

Scharfe Kritik an einem Beitrag der Zeitschrift „Öko-Test“ zum Thema „Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in der Nahrung“ hat der Industrieverband Agrar (IVA) geübt. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift geht es laut IVA um Glyphosat, ein in der Landwirtschaft weit verbreiteter Wirkstoff zur Unkrautbekämpfung. Bei eigenen Proben hätten die Öko-Tester in Getreideprodukten Rückstände von Glyphosat zwischen 0,017 mg/kg bis 0,12 mg/kg festgestellt. Allerdings sei über die sogenannten Rückstandshöchstgehalte in Lebensmitteln nur wenig bekannt, zumal diese nach wissenschaftlichen Untersuchungen für die jeweiligen Wirkstoffe ganz individuell von den Behörden festgelegt würden, so der IVA. Um den Verbraucher bestmöglich zu schützen, würden hohe Sicherheiten in diese Werte eingerechnet, meist der Faktor 100. Würden also in Versuchen 50 mg/kg als unbedenklich ermittelt, setze man den Höchstgehalt zur Sicherheit bei 0,5 mg/kg an. Hinzu komme, dass der Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft von Behörden in aller Welt überwacht werde, wobei EU-weit für Weizen ein Rückstandshöchstgehalt von 10 mg/kg gelte.

Mit den von „Öko-Test“ gemessenen Rückständen werde dieser Höchstwert gerade einmal zwischen 0,17 % und 1,2 % ausgeschöpft. IVA-Hauptgeschäftsführer Volker Koch-Achelpöhler nannte das Vorgehen der Öko-Tester „ein unverantwortliches Spiel mit den verständlichen Sorgen der Menschen“. Statt aufzuklären wolle „Öko-Test“ wieder einmal nur die Auflage steigern. Seriöser Journalismus bleibe da auf der Strecke. Koch-Achelpöhler hob hervor, dass die Verbraucher sehr sensibel auf Meldungen zu Rückständen von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln reagierten. Zu den häufigsten Missverständnissen gehöre die Vorstellung, diese seien ganz verboten. „Öko-Test“ sei ein Wiederholungstäter, wenn es darum gehe, mit der Angst der Verbraucher die Auflage zu steigern, monierte der IVA. Schon die diesjährige Mai-Ausgabe der Zeitschrift habe dem Käufer suggerieren wollen, seine Lebensmittel seien nicht sicher. So habe das Titelblatt eine breite Auswahl gängiger Lebensmittel gezeigt, obwohl die Tester Überschreitungen der zulässigen Höchstgehalte nur bei exotischen Importprodukten gefunden hätten. AgE

Nordzucker schließt Rüben-Lieferverträge online ab

Nordzucker hat in diesem Jahr als erstes Unternehmen in Deutschland den Abschluss der Zuckerrübenlieferungsverträge online durchgeführt. Bereits vor zwei Jahren waren die Verträge für zusätzliche Industrierüben via Internet abgeschlossen worden. Jetzt folgte für über 7.300 Rübenanbauer der Vertragsabschluss für Quotenrüben – Rüben aus denen Zucker für die menschliche Ernährung hergestellt wird – erstmals über das Agriportal der Nordzucker AG.



Die Landwirte hatten die Möglichkeit, zusätzlich zu ihren bestehenden Lieferrechten, Vertragsmengen aus dem Lieferrechtspool zu erwerben. In den Lieferrechtspool geben Landwirte Teilmengen, wenn sie für 2013 eine kleinere Anbaufläche planen.


„Die im Lieferrechtspool zur Verfügung stehenden 25.000 t wurden dreifach überzeichnet“, sagte Volker Bückmann, Leiter Rohstoffbeschaffung Zentraleuropa. Die abgebenden Betriebe erhalten durchschnittlich 4,10 Euro pro t Vertragsmenge vergütet. Die Gebote lagen in der Spitze bei 8,50 Euro/t und sind Beleg für das starke Interesse an diesen einjährigen Vertragsmengen.


Nordzucker will laut Bückmann auch künftig auf papierlose Bestellverfahren setzen und Verträge wie auch Saatgutbestellungen ausschließlich auf elektronischem Weg anbieten.

Mecklenburg-Vorpommern verbietet Grünlandumbruch

Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern hat gestern den Entwurf eines Dauergrünlanderhaltungsgesetzes verabschiedet. Die Regelung soll ab dem 11. September 2012 wirksam sein.
Dauergrünland, das zwischen dem 11. September 2012 und dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des Gesetzes umgewandelt wird, muss demnach wieder hergestellt werden. Durch diese Regelung will die Regierung verhindern, dass die Bauern noch schnell Tatsachen schaffen, bevor das Gesetz gilt. In begründeten Einzelfällen soll es aber Ausnahmen vom generellen Umbruchverbot geben.


Das bislang geltende Umwandlungsverbot nach der Dauergrünlanderhaltungsverordnung, das im Zusammenhang mit den Direktzahlungen für die Landwirte galt, musste aus EU-rechtlichen Gründen aufgehoben werden. In M-V beträgt die erfasst Dauergrünlandfläche ca. 262.000 ha. Das sind jedoch nur die über das Prämiensystem erfassten Flächen. Das sind ca. 19,5 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche.

"Wird Grünland umgewandelt, können innerhalb weniger Jahre bis zu 40 % des Humus verloren gehen“, kommentierte Landwirtschaftsminister Till Backhaus den Beschluss. Der verstärkte Humusabbau führt zu vermehrten Kohlendioxidemissionen, die das Klima negativ beeinflussen. Außerdem entstehe durch Stickstoffmineralisation die Gefahr des Nitrateintrags in das Grund- und Oberflächenwasser. "Das Dauergrünlanderhaltungsgesetz dient direkt dem Erhalt natürlicher Ressourcen. Es unterstützt den Klima-, Natur-, Arten-, Boden- und Gewässerschutz!"

Mehr Geld für Österreichs Bauern

Die Ergebnisse von 2.209 freiwillig buchführenden land- und forstwirtschaftlichen Betrieben weisen für das Jahr 2011 eine durchschnittliche Einkommenssteigerung von real 28 Prozent auf 25.679 Euro je Betrieb auf; je nicht entlohnter Arbeitskraft (nAK) waren es 23.485 Euro, das bedeutete einen Anstieg von 34,1 Prozent.

Dieser Zuwachs ist einerseits auf die gute Ernte bei wesentlichen agrarischen Produkten und anderseits auf die gute Preisentwicklung im Jahr 2011 zurückzuführen. Ein Vergleich mit den Vorjahren zeigt aber, dass es trotz dieses Einkommenszuwachses nicht bei allen Betrieben gelungen ist, die Einkommensrückgänge des Jahres 2009 auszugleichen.

Im Detail verantwortlich für diesen Einkommenszuwachs waren vor allem die höheren Preise und Ertragsmengen für Getreide, Öl- und Eiweißfrüchte sowie Stärkekartoffeln und Zuckerrüben. Die gestiegenen Erträge im tierischen Bereich sind vorwiegend auf den höheren Milchpreis und die vergleichsweise gute Preislage für Rinder und Schweine zurückzuführen.

Die öffentlichen Gelder dagegen verringerten sich gegenüber 2010 geringfügig. Im Obstbau wurde eine gute Ernte mit guten Preisen verkauft, auch im Weinbau führte gegenüber 2010 eine höhere Erntemenge mit guten Preisen zu höheren Einnahmen. Und auch in der Forstwirtschaft führte der im Vergleich zum Vorjahr höhere Holzeinschlag im Zusammenhang mit höheren Preisen zu einer deutlichen Ertragssteigerung. Im Durchschnitt aller Betriebe stieg der Ertrag gegenüber 2010 um 15 %.

Der Aufwand lag im Durchschnitt aller Betriebe um 8 % über dem Vorjahreswert. Maßgeblichen Anteil an den gestiegenen Aufwendungen hatten Düngemittel, Futtermittel und Energie. Geringere Ausgaben gab es für Fremdkapitalzinsen.

Die steigende Volatilität bei den Preisen auf den Agrarmärkten brachte bereits in den letzten Jahren starke Einkommensschwankungen für die bäuerlichen Betriebe mit sich. Um fundierte Aussagen über die wirtschaftliche Lage treffen zu können, ist es daher notwendig auch die Einkommen über einen längeren Zeitraum zu vergleichen. Eine Gegenüberstellung der Dreijahresmittel 2009-2011 mit 2006-2008 zeigt deutlich, dass es trotz der gestiegen Einkommen in den Jahren 2010 und 2011 noch nicht gelungen ist, dass Einkommensniveau des Vergleichszeitraumes 2006-2008 zu erreichen.

Die Agrarpolitik ist daher bestrebt, die Rahmenbedingungen für die bäuerlichen Familienbetriebe mit dem neuen EU-Finanzrahmen 2014 bis 2020 so gestaltet werden, dass die Existenz der Betriebe und die nachhaltige Bewirtschaftung der land- und forstwirtschaftlichen Flächen auch für die Zukunft gesichert bleiben.

Überdurchschnittliche Apfelernte in Baden-Württemberg erwartet

Die Erntemenge 2012 wird in Deutschland auf rund 600.000 Tonnen geschätzt - das sind im Vergleich zum Vorjahr ca. 20% weniger.

In Baden-Württemberg ist die Ernte jedoch überdurchschnittlich - in Nordwürttemberg ist der Behang der Bäume sogar sehr hoch. Durch die Mischung aus Sonne, Wärme und Regen im Frühjahr konnten die Apfelbäume im Land einen guten Behang entwickeln.

Ungefähr die Hälfte der deutschen Ernte stammt aus Baden-Württemberg mit seinen weltweit einzigartigen Streuobstbeständen. Europaweit wird die Ernte 2012 unterdurchschnittlich ausfallen. Besonders in einigen östlichen Regionen wird eine schwache Ernte erwartet.

Der Preis für Mostobst bewegt sich für die Erzeuger auf einem erfreulichem Niveau: ca. 7-8 € werden für 100kg Mostäpfel bezahlt. Später geerntetes, reifes Obst soll besser bezahlt werden als Obst, das bereits jetzt geerntet wird und meist noch nicht ausgereift ist.

Sorge bereitet den über 100 baden-württembergischen Keltereien der rückläufige Absatz von klassischen Fruchtsäften. Während der Pro-Kopf-Verbrauch von Apfelsaft im Jahr 2006 in Deutschland noch bei 12,4 Litern lag, ist er im vergangenen Jahr auf rund 9 Liter gesunken.

Die Verbraucher weichen immer stärker auf Schorlen und andere Mixgetränke aus. Auch der Trend zu preisgünstigem Apfelsaft in Einweggebinden über den Discount setzt sich weiter fort.

Hier spielt der Preis die wichtigste Rolle. Dass dieser Saft meist aus billigerem Konzentrat aus Polen oder China hergestellt wurde und geschmacklich nicht mit einheimischen Direktsäften mithalten kann, ist vielen Verbrauchern unbekannt.

Um die Rentabilität für Streuobst zu verbessern, stellt das Lohnmostgeschäft eine gute Alternative dar: im Tausch von Äpfeln gegen Saft können Obsterzeuger bei Erfassungsbetrieben und Keltereien ein Guthaben bilden und ihren Saft gegen eine geringe Verarbeitungspauschale beziehen.

Qualität und Regionalität werden dabei groß geschrieben. Dies fördert die Identifikation mit dem Produkt und trägt gleichzeitig zum Erhalt der Baumbestände bei. Die hohen Erfassungs- und Verarbeitungskapazitäten garantieren die Abnahme des Obstes während der gesamten Saison.

Außerdem ist durch die Verarbeitung in einer Kelterei garantiert, dass der Saft fachmännisch hergestellt und damit hygienisch einwandfrei ist.

Die große Vielfalt der angelieferten Obstsorten ermöglicht die besten Kompositionen verschiedener Geschmacksrichtungen. Durch die Abfüllung in Glasflaschen bleiben der Geschmack und die Qualität über einen deutlich längeren Zeitraum erhalten.

Bauern im Südwesten erwarten gute Mais-Erträge

«Der Mais hat sich gut entwickelt», sagte Thomas Berrer, Fachmann für Pflanzenproduktion im Ministerium, am Dienstag in Stuttgart. Nach dem zunächst kühlen Frühjahr sei das Wetter mit einem Mix aus Wärme und Regen gut für die Entwicklung der Pflanzen gewesen. Die Erträge würden voraussichtlich bei den Mengen der vergangenen beiden guten Jahre liegen. Insgesamt gebe es im Südwesten rund 200.000 Hektar Maisanbaufläche. 120.000 davon entfallen laut Berrer auf Silo-Mais.

Gut die Hälfte dieser Ernte sei für die Rinderfütterung gedacht, der Rest für die Biogasproduktion. Die Gaserzeugung habe in den vergangenen Jahren an Raum gewonnen. Das Hauptanbaugebiet hierfür liege rund um Biberach und Ravensburg. Auf weiteren rund 75.000 Hektar Anbaufläche wächst Körner-Mais - vornehmlich im warmen Rheintal. Er dient etwa als Futter für Hühner und Schweine, wird aber auch zu Maismehl zermahlen.

Mit Schädlingen und Krankheiten habe der Mais vergleichsweise wenig zu kämpfen, führte Berrer aus. Eine größere Rolle spiele allerdings der Maiszünsler. Die Raupen des kleinen Schmetterlings fressen die Stängel der Pflanzen hohl. Der Schädling werde mit Schlupfwespen bekämpft. Die Schäden seien von Jahr zu Jahr unterschiedlich, Totalausfälle gebe es aber nicht.