Dienstag, 30. Oktober 2012

Deutschland – die industrielle Agrarweltmacht

Es ist doch alles eigentlich ganz einfach: "Die Landwirtschaft hat die Aufgabe, die Stoffe und Kräfte des Bodens und der atmosphärischen Luft zu benutzen, ihre meist unorganischen Formen in organische zu verwandeln, Pflanzen und Tiere zu erzeugen, welche zur Befriedigung mannigfaltiger menschlicher Bedürfnisse dienen." So lautet der erste Satz von Johann Adam Schlipfs populärem "Handbuch der Landwirtschaft", 13. Auflage, 1898. Man muss sich den Satz als eherne Wahrheit in Frakturschrift gesetzt vorstellen. Ohne Landwirtschaft ist alles nichts. Sie ist eine Grundbedingung menschlicher Existenz. Ihr nächster Nachbar im biologischen Wurzelwerk der Zivilisation ist die Sexualität. Wie diese sichert sie das physische Überleben der Art, wie sie ist sie ebenso selbstverständlich wie Konflikt beladen, Quelle von Genuss und Lebensglück, aber auch gefährlich nahe an Gewalt, Ausbeutung und Krankheit, ein Sakrament und manchmal ein Verbrechen, eine Sache intimer Körperlichkeit und ein öffentliches Faszinosum erster Güte.

Der neueste Dioxinskandal, der sich in eine lange Kette ähnlicher Lebensmittelskandale einreiht, rückt wieder einmal die Nachtseite der Landwirtschaft ins öffentliche Bewusstsein, das sich gerade darauf eingestellt hatte, sich ganz und gar auf ihre genussvolle Lichtseite einzulassen und sie in Kochshows zu feiern. Jetzt vergeht dem Verbraucher die Freude am Frühstücksei. Die Medien überbieten sich im Verdammen der industriellen Agrarproduktion. Die Bauern und ihre Interessenvertreter kämpfen verzweifelt darum, den Vertrauensverlust einzudämmen. Die Marktanteile des Bio-Sektors werden noch ein Stückchen wachsen. Aber wenn die Wellen der Erregung sich gelegt haben, wird man ernüchtert feststellen, dass, wie beim Sex, der Rückweg in den Stand der Unschuld versperrt und das Wort "Agrarwende" leichter ausgesprochen als wirtschaftlich, politisch und kulturell ausbuchstabiert ist.
Die Landwirtschaft produziert auch immaterielle Güter


Welche Landwirtschaft wollen wir? Ein Blick auf die Geschichte mit ihren Hungersnöten, Seuchen und Kriegen um Brot und Boden sollte eigentlich davor bewahren, einen Zustand des permanenten Überflusses und marginaler Gesundheitsrisiken durch Nahrungsmittel für die Hölle auf Erden zu halten. Aber die Landwirtschaft produziert nicht nur materielle, sondern auch immaterielle Güter. Sie hat ihre Aufgabe noch lange nicht erfüllt, wenn sie die Menschen satt, immer gesünder und immer langlebiger macht.

In wenigen Tagen eröffnet in Berlin wieder die Grüne Woche. Die Leistungsschau der Agrarwirtschaft zieht Hunderttausende an. Die ganze Welt erscheint hier verdichtet als kulinarischer Erlebnispark. In der Tierhalle ist in diesem Jahr eine Sonderschau dem Limpurger Rind gewidmet, der ältesten Rinderrasse Württembergs. Vor 25 Jahren gab es nur noch Restbestände dieses Schlages, der aus einer anderen agrargeschichtlichen Epoche stammt, in der eine Kuh gleichermaßen Milch, Fleisch und Arbeitskraft zu liefern hatte. Ein Erhaltungsprogramm hat die Rasse und damit altes Kulturerbe gerettet. Gleichzeitig wurde damit auch Zukunft gewonnen, denn das genetische Potenzial alter Haustierrassen braucht man als Reserve in der Hochleistungszucht. So sieht sich die deutsche Landwirtschaft gern: traditionsbewusst und regional verwurzelt, aber auch fortschrittsfroh und unternehmerisch dem Weltmarkt zugewandt. Die gemütvollen gelbbraunen Limpurger ahnen nichts davon, welche Mühe es dem Deutschen Bauernverband macht, die Interessenkonflikte zu moderieren, die sich hinter diesem Doppelgesicht der Landwirtschaft verbergen, Konflikte zwischen dem Norden und dem Süden, zwischen Familien- und Großbetrieben, Pflanzen- und Tierproduzenten, zwischen der Rolle des heimatlichen Landschaftspflegers und der des Global Players.

Vision von der agrarwirtschaftlichen Weltmacht

Vor einigen Monaten sorgte der indische Ökonom Arun Gairola für Irritation. Er empfahl Deutschland, sich künftig als Agrarland zu verstehen. Es stimme nämlich nicht, dass das Land arm an Bodenschätzen sei. Über den wichtigsten des 21. Jahrhunderts, das Wasser, verfüge es im Überfluss. Hinzu kämen günstiges Klima und reiche Böden: optimale Voraussetzungen dafür, zur agrarwirtschaftlichen Weltmacht zu werden. Man müsse das Wasser nur in anderen Aggregatszuständen, also als Getreide, Fleisch und Gemüse, dorthin exportieren, wo Wassermangel herrscht. Fehlte es Deutschland am intellektuellen Potenzial für einen solchen Paradigmenwechsel, wüsste er, wo es zu finden wäre, zum Beispiel in Indien. Durch Welten getrennt von dieser Vision ist die exportstarke deutsche Landwirtschaft mitnichten. Es ist im Bewusstsein der Deutschen nur noch nicht angekommen, dass sie alles andere als ein rückwärtsgewandtes, fast schon museales Gewerbe ist. Gerade die Städter klammern sich ja an das Gegenbild dörflicher Bodenständigkeit.

Und sie haben damit, das ist die andere Seite der Medaille, auch gar nicht so unrecht. Das Bedürfnis, sich aus dem eigenen Land, der eigenen Region zu ernähren, ist legitim, es ist ökologisch sinnvoll, und es zeugt im besten Falle auch von einem Stand kultureller Bildung, auf dem es nicht mehr akzeptabel ist, Nahrungsmittel einfach bewusstlos zu konsumieren. Essen macht nicht nur satt, es stiftet auch Identität, und es kann soziale und ökologische Verantwortlichkeit ausdrücken. Wer sich von diesem Standpunkt der Frage nach der Zukunft der Landwirtschaft nähert, wird in den Reformvorstellungen des EU-Agrarkommissars Dacian Ciolos manchen Richtung weisenden Gedanken finden, auch wenn sein Plan für die gemeinsame Agrarpolitik von 2014 an noch ziemlich vage ist. Er will die flächenbezogenen Direktsubventionen stärker an ökologische Auflagen knüpfen, die Zahlungen für Großbetriebe deckeln und den Anteil, der aus dem Brüsseler 60-Milliarden-Agrartopf in die osteuropäischen Mitgliedsländer fließt, vergrößern.

Die in weiten Teilen Europas kleinräumige Landwirtschaft soll erhalten bleiben, das Veröden ländlicher Regionen nicht hingenommen werden. Frankreich und Deutschland, Agrarweltmächte schon heute, stellen sich quer. Im Verteilungskampf haben sie eine starke Position. Aber man muss nicht Romantiker sein, um es unerträglich zu finden, dass um die Zukunft der Landwirtschaft wieder einmal nur nach den brachialen Regeln der üblichen Verteilungskämpfe gerungen wird. Denn sie ist beides: ein immer wichtiger werdender Zukunftspfad und unser Anker in Herkunft und Tradition.

Es ist im Bewusstsein der Deutschen nicht angekommen, dass die Landwirtschaft alles andere als ein rückständiges, fast schon museales Gewerbe ist
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Lebkuchen: Gebäck mit Tradition


Lebkuchen ist heute das klassische Gebäck der Weihnachtszeit: Es gibt ihn mit Schokoladenüberzug oder ohne, mit Nüssen, Mandeln oder Marmeladenfüllung. In früheren Zeiten wurde das Festtagsgebäck auch zu Ostern gebacken. Beim Lebkucheneinkauf zahlt es sich aus, genau auf die Verpackung zu schauen. Die höchste Qualität liefern „Feinste Lebkuchen“. Hier ist der Nussanteil besonders hoch.
Neben der Qualität unterscheidet man auch die Art der Lebkuchen: Am bekanntesten sind neben den braunen Lebkuchen Oblatenlebkuchen, Honiglebkuchen und weiße Lebkuchen.
Die Tradition der Lebkuchen lässt sich bis auf die alten Ägypter zurückverfolgen. So, wie wir die braune Leckerei kennen, wurde sie jedoch erstmals im Mittelalter in Belgien hergestellt. Von dort aus schwappte der Lebkuchen nach Aachen.

Noch heute sind Aachener Printen ein Klassiker. Später gelangte das Gebäck in die fränkischen Klöster rund um Nürnberg und von dort aus in zahlreiche Städte, die an bedeutenden Handelsknotenpunkten lagen, wie z.B. Augsburg, Ulm, Köln und Basel. Ihre lange Lebkuchentradition verdanken diese Städte ihrer Nähe zu den exotischen Gewürzen aus Fernost. Ingwer, Anis, Muskat, Zimt, Kardamom und Koriander bekam man dort am ehesten. Und für den charakteristischen Lebkuchen-Geschmack sind sie unerlässlich.

Auf diese Gewürze geht auch die Bezeichnung „Pfefferkuchen“ zurück, die heute noch vielerorts gebräuchlich ist: Im Mittelalter bezeichneten die einfachen Bürger alle exotischen Gewürze aus fernen Ländern per se als „Pfeffer“.

Auch der Name Honigkuchen bezieht sich auf einen prägenden Geschmacksträger des Lebkuchens. Bienenhonig verleiht dem Lebkuchen noch heute seine aromatische Süße. Darüber hinaus kommt kein Lebkuchen ohne Mandeln, Nüsse, Mehl, Eier und Zucker aus.

Eine weitere Besonderheit des Lebkuchens: Er wird ohne Hefe gebacken. Stattdessen wird Hirschhornsalz oder Pottasche als Triebmittel verwendet. Ungebacken schmeckt Lebkuchenteig deshalb bitter.

Allround-Talent: Ingwer

Ingwer ist eine schilfartige Pflanze, die hauptsächlich in China und Indien angebaut wird. Bekannt und beliebt ist allerdings nur die verdickte Sproßachse, also die Ingwer-Knolle, die bei uns für zahlreiche Gerichte und auch für Tee verwendet wird. Die Knolle dient der Pflanze zur Speicherung von Nährstoffen.


Auch bei uns kann man Ingwer inzwischen überall kaufen. Und vor allem in der Weihnachtsbäckerei darf Ingwer nicht fehlen. Mit ihrem fruchtig-scharfen Geschmack verfeinert die Knolle Plätzchen und Lebkuchen. Der würzige Geruch des Ingwers sorgt für vorweihnachtliche Stimmung.
Besonders macht den Ingwer seine Vielseitigkeit. In Sirup eingelegte Ingwerstücke, die sogenannten Ingwerpflaumen, sind eine beliebte Köstlichkeit. Zusammen mit Feigen, Datteln, Rosinen und gehackten Mandeln ist er eine Zutat von Früchtebrot. Das würzige Aroma verfeinert aber auch pikante Speisen: So passt Ingwer gut zu Wurzelgemüse, ins Wokgericht sowie zu Fleisch und Fisch. Für 4 bis 6 Personen ein etwa 5 cm langes Ingwerstück schälen und in feine Streifen schneiden. Einfach in die Pfanne oder den Bräter geben und mit den anderen Zutaten schmoren.


Neben der kulinarischen Bedeutung verfügt Ingwer zudem über heilende Wirkung. Die Knolle regt den Appetit an und fördert die Verdauung. Aufgegossen als Tee wärmt Ingwer von innen und beugt Erkältungen vor.
Für einen heißen Ingwer-Tee schälen Sie ein etwa daumengroßes Stück der Knolle. Schneiden Sie es in dünne Scheiben und übergießen Sie diese mit einer Tasse kochendem Wasser. Schmecken Sie den Tee nach 10 bis Minuten Ziehzeit mit etwas Honig und Zitronensaft ab – und genießen Sie das leckere Getränk.

Tipp: Wenn Sie Ingwer frisch einkaufen, achten Sie darauf , dass die Knolle eine feste, glatte und glänzende Haut hat.

Erste Reaktionen auf Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz

Der Nationale Aktionsplan zur „nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln“ (NAP) geht in Kürze in die Abstimmung mit den Ländern und der Bundesregierung. Erste Stellungnahmen von Ökoverbänden fielen kritisch aus. Während der Vorsitzende vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, die vorgeschlagenen Maßnahmen als unzureichend bezeichnet und eine Abgabe auf Pflanzenschutzmittel fordert, befürchtet Bioland-Präsident Jan Plagge, dass der NAP in der vorliegenden Form keinen Beitrag zur Reduzierung des Mitteleinsatzes leisten wird. Auch der Sprecher für Agrogentechnik der Grünen, Harald Ebner, wirft der Regierungskoalition vor, die Ziele des Aktionsplans nicht rigide genug formuliert zu haben und wichtige Punkte wie die Biodiversität sogar ganz zu vernachlässigen.

Laut Agrarressort erfordert die EU-Richtlinie 2009/128 über einen „Aktionsrahmen der Gemeinschaft für die nachhaltige Verwendung von Pestiziden“ auch in Deutschland die Erarbeitung eines Nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Die Rechtsgrundlage dafür bildet das novellierte Pflanzenschutzgesetz, das auch ein wesentliches Element im neuen NAP sein wird.

Der Aktionsplan umfasst unter Berücksichtigung bereits getroffener Risikominderungsmaßnahmen quantitative Vorgaben, Ziele, Maßnahmen und Zeitpläne zur Verringerung der Risiken und Auswirkungen der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf die Gesundheit von Mensch und Tier sowie auf Umwelt und Natur. Die Zielvorgaben betreffen die Bereiche Pflanzenschutz, Anwenderschutz, Verbraucherschutz und Schutz des Naturhaushaltes. Der Aktionsplanist eingebettet in die Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt und in die Sektorstrategie zur Agrobiodiversität sowie in die nationale Nachhaltigkeitsstrategie „Perspektiven für Deutschland“. Er berücksichtigt dem Ministerium zufolge mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie, der EU-Vogelschutzrichtlinie und der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) geltendes EU-Recht und bekennt sich zusätzlich zu den Empfehlungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sowie der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu Fragen der Risikoreduzierung bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Im Mittelpunkt steht dabei der integrierte Pflanzenschutz. Bis Ende 2012 soll der NAP fertiggestellt sein. Danach ist alle fünf Jahre eine Revision geplant.

Fendt erhält German Design Award für 700 Vario

Marktoberdorf - Das eigenständige Design der Fendt 700 Vario Baureihe hat dem Traktorbauer aus dem Allgäu nun den German Design Award eingebracht.

Fendt 724 Vario - Die Baureihe glänzt nicht nur mit inneren Werten. Für ihr Aussehen bekommt sie nun den German Design Award.
© Fendt/Agco
"Die markante Form der Motorhaube und die VisioPlus-Kabine mit der großflächigen Panoramafrontscheibe sind nur zwei äußere Merkmale, die den 700 Vario unverwechselbar machen. Das Fendt Design Team hat eine hervorragende Arbeit geleistet und bewiesen, dass sich Funktion und Gestaltung konsequent und optimal aufeinander abstimmen lassen", erläutert Dr. Heribert Reiter, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung die Entscheidung der Jury.

Fendt erhält den German Design Award im Bereich "Special Mention" des Rats für Formgebung. Diese Kategorie würdigt Arbeiten, deren Design besonders gelungene Teilaspekte oder Lösungen aufweisen. Die Verleihung der Preise findet am 15. Februar 2013 statt. Zuvor wurde der Schlepper schon mit dem iF product design award 2012 in Gold und dem RedDot Award ausgezeichnet.

Ukraine baut Ölmühlenkapazitäten aus

Kiew - In der Ukraine sollen die Verarbeitungskapazitäten für Sonnenblumen im Laufe dieses Wirtschaftsjahres um weitere 3,15 Millionen Tonnen aufgestockt werden.


Vor allem ihre Verarbeitungskapazitäten bei Sonnenblumen will die Ukraine ausbauen. Jedoch auch Soja und Raps sind im Gespräch.
© Jutta Rotter/aboutpixel.de
Diese Schätzung gab die nationale Branchenvereinigung Ukrolijaprom heraus. Damit würde die Verarbeitungskapazität bei Sonnenblumen auf mehr als 12,2 Millionen Tonnen (Mio t) anwachsen.

Zugleich wird ein Zuwachs für Soja um 485.000 t auf 2,44 Mio. t erwartet, erklärte deren Geschäftsführer, Stepan Kapschuk, in der vergangenen Woche bei der Ukrolijaprom-Jahresversammlung in Kiew. Zu 85 Prozent (%) beziehungsweise 52 % sollte der Ausbau durch die Inbetriebnahme neuer und der Rest durch Modernisierungen bestehender Ölmühlen erfolgen, erläuterte Kapschuk laut dem Fachinformationsdienst AgroPerspektiva.

Auch die Kapazitäten bei Raps sollen ausgebaut werden
Zuvor hatte Ukrolijaprom die Pläne eines Mitgliedsunternehmens bekannt gegeben, 2012/13 eine Rapsmühle errichten zu wollen. Dadurch sollten die Gesamtkapazitäten für die Verarbeitung dieser Ölfrucht um 33.000 t auf fast 1,36 Mio. t steigen. Wie Kapschuk ausführte, überschreiten die inländischen Verarbeitungskapazitäten für Ölfrüchte den Bedarf in dieser Saison um ein Fünftel. Überdies hätte die Konkurrenz um Rohstoffe deren Ankaufspreise merklich erhöht

Mittwoch, 12. September 2012

Deutsche Banken ziehen sich aus dem Agrar-Wettgeschäft zurück

Auch wenn die Finanzlobby die Schädlichkeit von Agrarwetten konsequent bestreitet, haben sich einige deutsche Banken und Fondsanbieter mittlerweile aus dem Geschäft zurückgezogen. Öffentlicher Druck dürfte dabei eine wichtige Rolle gespielt haben. Die größten Anbieter sind jedoch weiter dabei.

Zuletzt hatte eine Fonds-Tochter der Landesbank Berlin (LBB) bekanntgegeben, das Geschäft mit Agrarrohstoffen einzustellen. Zuvor hatten bereits die Commerzbank, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die Fondsgesellschaft der Sparkassengruppe, Dekabank, ihren Rückzug bekanntgegeben.

Damit wächst der Druck auf die größten Akteure Allianz Global Investors und Deutsche Bank. Letztere war wegen einer Auseinandersetzung mit der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch besonders ins Visier der Kritiker geraten. Das größte deutsche Bankhaus will in diesem Jahr zumindest keine neuen börsengehandelten Anlageprodukte auf Basis von Grundnahrungsmitteln auflegen. Eine Arbeitsgruppe soll bis Jahresende zudem Ursachen und Auswirkungen steigender Preise für Agrarrohstoffe analysieren.

Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode reicht das bei weitem nicht: «Während die Deutsche Bank seit Monaten angeblich den Ausstieg prüft, droht Menschen der Hunger - auch aufgrund der Geschäfte der Deutschen Bank.» Wenn sich eine Bank nicht sicher sei, welchen Schaden ihre Rohstoffanlagen anrichten, gebe es nur einen verantwortlichen Schritt: Diese Anlagen aus Vorsorgegründen nicht mehr anzubieten.

IVA-Kritik an Zeitschrift „Öko-Test“

Scharfe Kritik an einem Beitrag der Zeitschrift „Öko-Test“ zum Thema „Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in der Nahrung“ hat der Industrieverband Agrar (IVA) geübt. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift geht es laut IVA um Glyphosat, ein in der Landwirtschaft weit verbreiteter Wirkstoff zur Unkrautbekämpfung. Bei eigenen Proben hätten die Öko-Tester in Getreideprodukten Rückstände von Glyphosat zwischen 0,017 mg/kg bis 0,12 mg/kg festgestellt. Allerdings sei über die sogenannten Rückstandshöchstgehalte in Lebensmitteln nur wenig bekannt, zumal diese nach wissenschaftlichen Untersuchungen für die jeweiligen Wirkstoffe ganz individuell von den Behörden festgelegt würden, so der IVA. Um den Verbraucher bestmöglich zu schützen, würden hohe Sicherheiten in diese Werte eingerechnet, meist der Faktor 100. Würden also in Versuchen 50 mg/kg als unbedenklich ermittelt, setze man den Höchstgehalt zur Sicherheit bei 0,5 mg/kg an. Hinzu komme, dass der Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft von Behörden in aller Welt überwacht werde, wobei EU-weit für Weizen ein Rückstandshöchstgehalt von 10 mg/kg gelte.

Mit den von „Öko-Test“ gemessenen Rückständen werde dieser Höchstwert gerade einmal zwischen 0,17 % und 1,2 % ausgeschöpft. IVA-Hauptgeschäftsführer Volker Koch-Achelpöhler nannte das Vorgehen der Öko-Tester „ein unverantwortliches Spiel mit den verständlichen Sorgen der Menschen“. Statt aufzuklären wolle „Öko-Test“ wieder einmal nur die Auflage steigern. Seriöser Journalismus bleibe da auf der Strecke. Koch-Achelpöhler hob hervor, dass die Verbraucher sehr sensibel auf Meldungen zu Rückständen von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln reagierten. Zu den häufigsten Missverständnissen gehöre die Vorstellung, diese seien ganz verboten. „Öko-Test“ sei ein Wiederholungstäter, wenn es darum gehe, mit der Angst der Verbraucher die Auflage zu steigern, monierte der IVA. Schon die diesjährige Mai-Ausgabe der Zeitschrift habe dem Käufer suggerieren wollen, seine Lebensmittel seien nicht sicher. So habe das Titelblatt eine breite Auswahl gängiger Lebensmittel gezeigt, obwohl die Tester Überschreitungen der zulässigen Höchstgehalte nur bei exotischen Importprodukten gefunden hätten. AgE

Nordzucker schließt Rüben-Lieferverträge online ab

Nordzucker hat in diesem Jahr als erstes Unternehmen in Deutschland den Abschluss der Zuckerrübenlieferungsverträge online durchgeführt. Bereits vor zwei Jahren waren die Verträge für zusätzliche Industrierüben via Internet abgeschlossen worden. Jetzt folgte für über 7.300 Rübenanbauer der Vertragsabschluss für Quotenrüben – Rüben aus denen Zucker für die menschliche Ernährung hergestellt wird – erstmals über das Agriportal der Nordzucker AG.



Die Landwirte hatten die Möglichkeit, zusätzlich zu ihren bestehenden Lieferrechten, Vertragsmengen aus dem Lieferrechtspool zu erwerben. In den Lieferrechtspool geben Landwirte Teilmengen, wenn sie für 2013 eine kleinere Anbaufläche planen.


„Die im Lieferrechtspool zur Verfügung stehenden 25.000 t wurden dreifach überzeichnet“, sagte Volker Bückmann, Leiter Rohstoffbeschaffung Zentraleuropa. Die abgebenden Betriebe erhalten durchschnittlich 4,10 Euro pro t Vertragsmenge vergütet. Die Gebote lagen in der Spitze bei 8,50 Euro/t und sind Beleg für das starke Interesse an diesen einjährigen Vertragsmengen.


Nordzucker will laut Bückmann auch künftig auf papierlose Bestellverfahren setzen und Verträge wie auch Saatgutbestellungen ausschließlich auf elektronischem Weg anbieten.

Mecklenburg-Vorpommern verbietet Grünlandumbruch

Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern hat gestern den Entwurf eines Dauergrünlanderhaltungsgesetzes verabschiedet. Die Regelung soll ab dem 11. September 2012 wirksam sein.
Dauergrünland, das zwischen dem 11. September 2012 und dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des Gesetzes umgewandelt wird, muss demnach wieder hergestellt werden. Durch diese Regelung will die Regierung verhindern, dass die Bauern noch schnell Tatsachen schaffen, bevor das Gesetz gilt. In begründeten Einzelfällen soll es aber Ausnahmen vom generellen Umbruchverbot geben.


Das bislang geltende Umwandlungsverbot nach der Dauergrünlanderhaltungsverordnung, das im Zusammenhang mit den Direktzahlungen für die Landwirte galt, musste aus EU-rechtlichen Gründen aufgehoben werden. In M-V beträgt die erfasst Dauergrünlandfläche ca. 262.000 ha. Das sind jedoch nur die über das Prämiensystem erfassten Flächen. Das sind ca. 19,5 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche.

"Wird Grünland umgewandelt, können innerhalb weniger Jahre bis zu 40 % des Humus verloren gehen“, kommentierte Landwirtschaftsminister Till Backhaus den Beschluss. Der verstärkte Humusabbau führt zu vermehrten Kohlendioxidemissionen, die das Klima negativ beeinflussen. Außerdem entstehe durch Stickstoffmineralisation die Gefahr des Nitrateintrags in das Grund- und Oberflächenwasser. "Das Dauergrünlanderhaltungsgesetz dient direkt dem Erhalt natürlicher Ressourcen. Es unterstützt den Klima-, Natur-, Arten-, Boden- und Gewässerschutz!"

Mehr Geld für Österreichs Bauern

Die Ergebnisse von 2.209 freiwillig buchführenden land- und forstwirtschaftlichen Betrieben weisen für das Jahr 2011 eine durchschnittliche Einkommenssteigerung von real 28 Prozent auf 25.679 Euro je Betrieb auf; je nicht entlohnter Arbeitskraft (nAK) waren es 23.485 Euro, das bedeutete einen Anstieg von 34,1 Prozent.

Dieser Zuwachs ist einerseits auf die gute Ernte bei wesentlichen agrarischen Produkten und anderseits auf die gute Preisentwicklung im Jahr 2011 zurückzuführen. Ein Vergleich mit den Vorjahren zeigt aber, dass es trotz dieses Einkommenszuwachses nicht bei allen Betrieben gelungen ist, die Einkommensrückgänge des Jahres 2009 auszugleichen.

Im Detail verantwortlich für diesen Einkommenszuwachs waren vor allem die höheren Preise und Ertragsmengen für Getreide, Öl- und Eiweißfrüchte sowie Stärkekartoffeln und Zuckerrüben. Die gestiegenen Erträge im tierischen Bereich sind vorwiegend auf den höheren Milchpreis und die vergleichsweise gute Preislage für Rinder und Schweine zurückzuführen.

Die öffentlichen Gelder dagegen verringerten sich gegenüber 2010 geringfügig. Im Obstbau wurde eine gute Ernte mit guten Preisen verkauft, auch im Weinbau führte gegenüber 2010 eine höhere Erntemenge mit guten Preisen zu höheren Einnahmen. Und auch in der Forstwirtschaft führte der im Vergleich zum Vorjahr höhere Holzeinschlag im Zusammenhang mit höheren Preisen zu einer deutlichen Ertragssteigerung. Im Durchschnitt aller Betriebe stieg der Ertrag gegenüber 2010 um 15 %.

Der Aufwand lag im Durchschnitt aller Betriebe um 8 % über dem Vorjahreswert. Maßgeblichen Anteil an den gestiegenen Aufwendungen hatten Düngemittel, Futtermittel und Energie. Geringere Ausgaben gab es für Fremdkapitalzinsen.

Die steigende Volatilität bei den Preisen auf den Agrarmärkten brachte bereits in den letzten Jahren starke Einkommensschwankungen für die bäuerlichen Betriebe mit sich. Um fundierte Aussagen über die wirtschaftliche Lage treffen zu können, ist es daher notwendig auch die Einkommen über einen längeren Zeitraum zu vergleichen. Eine Gegenüberstellung der Dreijahresmittel 2009-2011 mit 2006-2008 zeigt deutlich, dass es trotz der gestiegen Einkommen in den Jahren 2010 und 2011 noch nicht gelungen ist, dass Einkommensniveau des Vergleichszeitraumes 2006-2008 zu erreichen.

Die Agrarpolitik ist daher bestrebt, die Rahmenbedingungen für die bäuerlichen Familienbetriebe mit dem neuen EU-Finanzrahmen 2014 bis 2020 so gestaltet werden, dass die Existenz der Betriebe und die nachhaltige Bewirtschaftung der land- und forstwirtschaftlichen Flächen auch für die Zukunft gesichert bleiben.

Überdurchschnittliche Apfelernte in Baden-Württemberg erwartet

Die Erntemenge 2012 wird in Deutschland auf rund 600.000 Tonnen geschätzt - das sind im Vergleich zum Vorjahr ca. 20% weniger.

In Baden-Württemberg ist die Ernte jedoch überdurchschnittlich - in Nordwürttemberg ist der Behang der Bäume sogar sehr hoch. Durch die Mischung aus Sonne, Wärme und Regen im Frühjahr konnten die Apfelbäume im Land einen guten Behang entwickeln.

Ungefähr die Hälfte der deutschen Ernte stammt aus Baden-Württemberg mit seinen weltweit einzigartigen Streuobstbeständen. Europaweit wird die Ernte 2012 unterdurchschnittlich ausfallen. Besonders in einigen östlichen Regionen wird eine schwache Ernte erwartet.

Der Preis für Mostobst bewegt sich für die Erzeuger auf einem erfreulichem Niveau: ca. 7-8 € werden für 100kg Mostäpfel bezahlt. Später geerntetes, reifes Obst soll besser bezahlt werden als Obst, das bereits jetzt geerntet wird und meist noch nicht ausgereift ist.

Sorge bereitet den über 100 baden-württembergischen Keltereien der rückläufige Absatz von klassischen Fruchtsäften. Während der Pro-Kopf-Verbrauch von Apfelsaft im Jahr 2006 in Deutschland noch bei 12,4 Litern lag, ist er im vergangenen Jahr auf rund 9 Liter gesunken.

Die Verbraucher weichen immer stärker auf Schorlen und andere Mixgetränke aus. Auch der Trend zu preisgünstigem Apfelsaft in Einweggebinden über den Discount setzt sich weiter fort.

Hier spielt der Preis die wichtigste Rolle. Dass dieser Saft meist aus billigerem Konzentrat aus Polen oder China hergestellt wurde und geschmacklich nicht mit einheimischen Direktsäften mithalten kann, ist vielen Verbrauchern unbekannt.

Um die Rentabilität für Streuobst zu verbessern, stellt das Lohnmostgeschäft eine gute Alternative dar: im Tausch von Äpfeln gegen Saft können Obsterzeuger bei Erfassungsbetrieben und Keltereien ein Guthaben bilden und ihren Saft gegen eine geringe Verarbeitungspauschale beziehen.

Qualität und Regionalität werden dabei groß geschrieben. Dies fördert die Identifikation mit dem Produkt und trägt gleichzeitig zum Erhalt der Baumbestände bei. Die hohen Erfassungs- und Verarbeitungskapazitäten garantieren die Abnahme des Obstes während der gesamten Saison.

Außerdem ist durch die Verarbeitung in einer Kelterei garantiert, dass der Saft fachmännisch hergestellt und damit hygienisch einwandfrei ist.

Die große Vielfalt der angelieferten Obstsorten ermöglicht die besten Kompositionen verschiedener Geschmacksrichtungen. Durch die Abfüllung in Glasflaschen bleiben der Geschmack und die Qualität über einen deutlich längeren Zeitraum erhalten.

Bauern im Südwesten erwarten gute Mais-Erträge

«Der Mais hat sich gut entwickelt», sagte Thomas Berrer, Fachmann für Pflanzenproduktion im Ministerium, am Dienstag in Stuttgart. Nach dem zunächst kühlen Frühjahr sei das Wetter mit einem Mix aus Wärme und Regen gut für die Entwicklung der Pflanzen gewesen. Die Erträge würden voraussichtlich bei den Mengen der vergangenen beiden guten Jahre liegen. Insgesamt gebe es im Südwesten rund 200.000 Hektar Maisanbaufläche. 120.000 davon entfallen laut Berrer auf Silo-Mais.

Gut die Hälfte dieser Ernte sei für die Rinderfütterung gedacht, der Rest für die Biogasproduktion. Die Gaserzeugung habe in den vergangenen Jahren an Raum gewonnen. Das Hauptanbaugebiet hierfür liege rund um Biberach und Ravensburg. Auf weiteren rund 75.000 Hektar Anbaufläche wächst Körner-Mais - vornehmlich im warmen Rheintal. Er dient etwa als Futter für Hühner und Schweine, wird aber auch zu Maismehl zermahlen.

Mit Schädlingen und Krankheiten habe der Mais vergleichsweise wenig zu kämpfen, führte Berrer aus. Eine größere Rolle spiele allerdings der Maiszünsler. Die Raupen des kleinen Schmetterlings fressen die Stängel der Pflanzen hohl. Der Schädling werde mit Schlupfwespen bekämpft. Die Schäden seien von Jahr zu Jahr unterschiedlich, Totalausfälle gebe es aber nicht.

Montag, 6. August 2012

Umsätze der Deutschen Landtechnikindustrie gestiegen

Im ersten Halbjahr konnten sie ihren Umsatz deutlich um 14 Prozent auf 4,40 Milliarden Euro steigern. „Nach dem außergewöhnlichen Schub im vergangenen Jahr wird 2012 damit ebenfalls ein gutes Jahr für die Branche werden“, resümierte VDMA-Geschäftsführer Dr. Bernd Scherer das Umsatzergebnis. Bis zum Jahresende rechnet der Fachverband unverändert mit einem Umsatzplus von fünf Prozent auf 7,4 Milliarden Euro. 


Russland unangefochten an zweiter Stelle im Exportranking

Für den deutschen Markt stieg die Fakturierung von Januar bis Juni um 9 Prozent auf 1,26 Milliarden Euro, das Exportgeschäft erhöhte sich um 15 Prozent auf 3,14 Milliarden Euro. Die Exportquote lag damit bei 71 Prozent. 

Knapp zwei Drittel ihres Auslandsumsatzes erzielen die deutschen Hersteller in der Europäischen Union, mit Frankreich als wichtigstem Handelspartner. Die Phase der Hochkonjunktur hielt dort im ersten Halbjahr unvermindert an, sodass ein leicht überdurchschnittlicher Umsatzzuwachs für die deutschen Lieferanten möglich war. Ein weiterhin sehr starker Markt ist Polen, das aus Deutschland erneut ein Drittel mehr Landtechnikeinführte. Besonders hoch war die polnische Nachfrage für Mähdrescher, aber auch für Geräte zur Düngung und Bodenbearbeitung. 

Außerhalb der Europäischen Union liegend, steht Russland unangefochten an zweiter Stelle der Exportmärkte. Der Umsatzzuwachs betrug für die deutschen Hersteller im ersten Halbjahr knapp über 30 Prozent. Im Exportgeschäft wird somit jeder zehnte Euro mit russischen Händlern fakturiert. 


Neues Rekordhoch auf dem deutschen Markt erwartet

Der deutsche Landtechnikmarkt wird nach dem Zuwachs 2011 auf 4,76 Milliarden Euro in diesem Jahr ein neues Rekordhoch erreichen. Die heimischen Landwirte und Lohnunternehmer investieren nach wie vor in neue Technik.

Das Marktvolumen stieg im ersten Halbjahr nach vorläufigen Berechnungen des VDMA um etwa 15 Prozent auf 3,20 Milliarden Euro, wovon wertmäßig knapp 40 Prozent von Maschinen und Geräten aus deutscher Produktion stammen.

Die letzte Umfrage für das Investitionsbarometer Agrar im Juni ergab ein sehr positives Bild für die Landtechnikindustrie: Bis zum Jahresende wollen 15 Prozent der deutschen Landwirte und 23 Prozent der Lohnunternehmer in Landmaschinen investieren - ein Zuwachs von jeweils zwei Prozentpunkten im Vergleich zum Jahr 2011. Die Aufträge der Hersteller lagen von April bis Juni um sieben Prozent über dem Vorjahr, sodass für die kommenden Monate kein Umsatzrückgang zu erwarten ist. (vdma/Pp)

Preise für Ackerflächen im Südwesten gestiegen

Gegenüber dem Vorjahr (19.800 € je ha) bedeutet dies einen erneuten Anstieg der landwirtschaftlichen Bodenpreise um 4 Prozent. Das ist der vierte Anstieg in Folge, nachdem im Jahr 2007 landwirtschaftliche Grundstücke noch für durchschnittlich 18.300 € den Besitzer wechselten. Insgesamt wurden in 2011 die Preise von 6.270 Kauffällen ermittelt. Dabei wechselten landwirtschaftliche Grundstücke mit einer Fläche von insgesamt 4.334 ha FdlN die Besitzer, also 0,69 ha je Verkaufsfall.

Vor allem in den Stadt- und Landkreisen derVerdichtungsräume, häufig Gebiete mit besseren natürlichen Ertragsbedingungen, wurden die höchsten Grundstückspreise erzielt. Unter den Landkreisen führen Böblingen, Ludwigsburg, Esslingen und Rhein-Neckar mit durchschnittlichen Bodenpreisen zwischen 35.000 und 37.250 €/ha die Preisskala an. 

Die höheren Grundstückspreise in den Stadtkreisen, insbesondere in der Landeshauptstadt Stuttgart mit 156.650 €/ha, Heidelberg (91.400 €/ha), und Pforzheim (54.800 €/ha) sprechen dafür, dass das Preisniveau hier stark von den örtlichen Baulandpreisen beeinflusst sein dürfte.

Am unteren Ende der Preisskala lagen die eher ländlichen Gebiete mit meist unterdurchschnittlichen Bodenqualitäten (Schwarzwald, Schwäbische Alb, Odenwald), wie die Landkreise Schwarzwald-Baar, Rottweil, Neckar-Odenwald, Waldshut, Tuttlingen, Zollernalb und Freudenstadt mit Grundstückspreisen von 11.350 bis 13.000 €/ha. Es gilt allerdings zu beachten, dass Vergleiche bei der Kaufwertstatistik, ob regional oder in der Zeitschiene, nur eingeschränkt möglich sind. Denn es gehen Jahr für Jahr andere, spezifisch geartete Einzelfälle in die Auswertungen ein.

Neben der regionalen Lage wurden die Kaufpreise wesentlich von der Bodenqualität, also der natürlichen Ertragsfähigkeit bestimmt. Für geringwertigere Böden mit Ertragsmesszahlen (EMZ) zwischen 20 und 30 (auf einer Skala von 1 bis 100) wurden durchschnittlich 13.500 €/ha, bei etwas besseren Böden mit Ertragsmesszahlen zwischen 40 und 50 bereits 19.100 €/ha entrichtet. Für gute bis sehr gute Böden (EMZ > 70) ergaben sich für die veräußerten Flächen mit 30 900 €/ha auch die höchsten Preise.

Die Parzellengröße hat ebenfalls Einfluss auf die Kaufwerte. Bei Kleinstflächen bis 25 Ar werden Preise von 29.700 €/ha bezahlt. Für deren Kauf müssen aber insgesamt weniger Geldmittel aufgewandt werden, was eine Finanzierung ohne Fremdkapital begünstigt. Oftmals werden mit dem Kauf kleinerer Flächen Einzelgrundstücke miteinander verbunden, um die dann größeren zusammenhängenden Einheiten unter arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten besser nutzen zu können. Bei größeren Parzellen verlieren diese Sondereffekte an Bedeutung; die durchschnittlichen Kaufwerte pendeln sich auf einem Niveau zwischen 18 400 und 20 800 € je ha ein. Die Kaufpreise werden dann vorrangig nicht mehr von der Grundstücksgröße, sondern zunehmend von anderen Faktoren bestimmt.

Für größere Grundstücke ab 1 ha sind darüber hinaus Aussagen zu weiteren den Kaufpreis bestimmenden Faktoren möglich. So wurde für Ackerland, das im Allgemeinen eine höhere Wertschöpfung ermöglicht, mit 21.500 €/ha im Landesdurchschnitt ein merklich höherer durchschnittlicher Kaufpreis entrichtet als für Grünland (13.650 €/ha). Des Weiteren zeigt sich eine deutliche Preisdifferenzierung nach den jeweiligen Erwerbern der Grundstücke: Nichtlandwirtschaftliche Käufer bezahlten wesentlich höhere durchschnittliche Grundstückspreise als Haupt- bzw. Nebenerwerbslandwirte. 

Die Preisspanne bewegte sich bei Ackerland von rund 20.400 €/ha beim Kauf durch Nebenerwerbslandwirte über 21.500 €/ha bei Haupterwerbslandwirten bis auf 24.300 €/ha bei Nichtlandwirten. Die von Nichtlandwirten bezahlten relativ hohen Preise hängen möglicherweise damit zusammen, dass hier längerfristig doch mit Umwandlungen der landwirtschaftlichen Flächen in andere Nutzungsarten gerechnet wird. Bei Grünland, dessen Nutzungsmöglichkeiten im Vergleich zum Ackerland spürbar eingeschränkt sind, wechseln merklich weniger Flächen den Eigentümer und die Preise liegen deutlich niedriger. 

Agrarexperten kritisieren Kommissionsvorschläge zur künftigen europäischen Agrarpolitik

Braunschweig - Im Oktober 2011 hatte die EU-Kommission Vorschläge für die künftige Gestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2013 vorgelegt. Das Thünen-Institut in Braunschweig hat diese Pläne genau unter die Lupe genommen und seine Analysen in einem Arbeitsbericht zusammengefasst.
EU-AgrarpolitikDie Kommissionsvorschläge stellen den Versuch dar, die bisherige Politik der Direktzahlungen an die Landwirte neu zu legitimieren. Den Herausforderungen für Landwirtschaft und ländliche Räume wird das nicht gerecht“, erklärten die Institutsleiter Dr. Hiltrud Nieberg und Professor Dr. Peter Weingarten jetzt anlässlich der Veröffentlichung des Berichts. Ihr Rat: „Um die Agrarmittel zielgerichteter einzusetzen, sollte Deutschland von der Möglichkeit Gebrauch machen, 10 Prozent der jährlich über 5 Mrd. Euro Direktzahlungen aus der 1. Säule der Agrarpolitik - also mehr als 500 Millionen Euro pro Jahr -, für die Entwicklung ländlicher Räume, der 2. Säule der Agrarpolitik, bereitzustellen.“


Der Hintergrund: In den Kommissionsvorschlägen für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) in der Periode 2014 bis 2020 steht die Ausgestaltung der Direktzahlungen, die den Kern der sogenannten 1. Säule der GAP bilden, im Mittelpunkt. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hatte das Braunschweiger Thünen-Institut beauftragt, diese Vorschläge zu bewerten. 

Der jetzt vorgelegte, 100 Seiten starke Arbeitsbericht stützt sich im Wesentlichen auf Daten von über 340.000 landwirtschaftlichen Betrieben aus dem Jahr 2010 und auf eigene Modellrechnungen.

Vorsicht bei Erntefahrzeugen


Köln (dapd). Mähdrescher, deren Aufbauten in die Gegenfahrbahn hineinragen, und bis zu 18 Meter lange Traktorenzüge mit mehreren Anhängern sind in der Erntezeit auf ländlichen Straßen eine besondere Gefahr. "Auto (BSE: BSE-AUTO.BO - Nachrichten) - und Motorradfahrer müssen jetzt an Kreuzungen, wo die Erntemaschinen sehr langsam abbiegen, besonders wachsam sein. Häufig schätzen andere Verkehrsteilnehmer die Geschwindigkeit der Kolosse falsch ein, und es kommt zu folgenschweren Kollisionen", warnt Hans-Ulrich Sander vom TÜV Rheinland in Köln.
Mitunter verdecken Aufbauten oder überstehende Ladung die Fahrtrichtungsanzeiger. Vielfach hat auch bei Feldarbeiten hoch gespritzter Dreck die Beleuchtungsanlage abgedeckt, und weder Bremslicht noch Schlusslicht oder Fahrtrichtungsanzeiger sind zu sehen. Zudem kann schlecht gesicherte Fracht wie Heuballen herabfallen. Deshalb sollte behutsam an Erntefahrzeuge herangefahren werden, und man sollte stets bremsbereit sein, sagt der Fachmann.
Vorsicht bei ErntefahrzeugenLandwirtschaftliche Fahrzeuge können bis zu drei Meter breit sein, mit gelbem Rundumblinklicht und rot-weißen Warntafeln sogar noch breiter. Darauf sollten sich entgegenkommende und überholende Kraftfahrer einstellen und vorsichtig vorbeifahren. Auf engen Straßen ist es besser, nicht zu überholen.
Auch der vergrößerte Kurvenradius von Erntemaschinen ist zu beachten. "Biegen sie nach rechts ab, holen sie oft weit über die Straßenmitte nach links aus", skizziert Sander ein weiteres Gefahrenmoment. Voluminöse Arbeitsgeräte wie Pflüge oder Eggen am Traktorenheck schwenkten entgegen der Abbiegerichtung aus. Vorsicht ist bei Mähdreschern und Häckslern geboten. Sie werden über die Hinterachse gelenkt, weshalb das Heck beim Abbiegen stark ausschert. Dadurch verengt sich die Fahrbahn erheblich.
Im Bereich der Ein- und Ausfahrten von Feldern müssen Verkehrsteilnehmer mit stark verschmutzten Fahrbahnen rechnen. "Bei Regen verwandeln sich dann die Erdklumpen in eine gefährliche Rutschbahn, die besonders Bikern zum Verhängnis werden kann. Das heißt dann, fahren wie auf Glatteis, mitten im Sommer", sagt Sander.

Wer spendet, muss zahlen – Lebensmittel-Spende und Fiskus


Wer spendet, muss zahlen – Lebensmittel-Spende und Fiskus
Die Tafeln unterstützen seit 1993 in vielen deutschen Städten Hilfsbedürftige mit Lebensmittel-Spenden. Diese werden von Händlern und Herstellern gestellt, sobald die Lebensmittel zwar noch genießbar, aber für den Wirtschaftskreislauf nicht mehr verwertbar sind und sonst weggeworfen werden müssten. Vor allem Frischwaren wie Obst, Gemüse und Backwaren landen so bei den gemeinnützigen Organisationen.

Bäcker muss 5.000 Euro nachzahlen

Spiegel Online berichtet von einem Bäcker, der seit Jahren an die ortsansässigen Tafeln Brot, Brötchen und Kuchen gespendet hat, die sich bis Ladenschluss nicht verkauft hatten. Und für diese Zeit soll er laut Finanzamt nun 5.000 Euro Steuern rückwirkend zahlen. Grundlage für die Forderung ist Paragraf 3 des Umsatzsteuergesetzes. Demnach müssen für Sachspenden Umsatzsteuer entrichtet werden, wobei die Herstellungskosten der Backwaren als Bemessungsgrundlage darstellen. Zusätzlich entfallen auch auf die Vorprodukte, also Zutaten wie Mehl, Salz, Zucker und Hefe – Umsatzsteuer. Die mit den Spenden drohenden Steuern halten demnach bereits etliche Bäcker davon ab, Lebensmittel an die Tafeln zu spenden.

Steuern umgehen

Selbst das Bundesfinanzministerium sieht die Regelung kritisch. So arbeite man „gemeinsam mit den anderen Ländern daran, dieses Problem zu beseitigen“, sagte Pressesprecher Johannes Blankenheim gegenüber Spiegel Online. Eine Möglichkeit das Problem zu umgehen, läge darin den Wert der Ware nach Ladenschluss auf Null zu setzen. Ein anderer Trick besteht darin, Brot und Brötchen nicht umsonst abzugeben, sondern zu einem symbolischen Wert, wie etwa einen Euro an die Tafeln zu verkaufen.

Kritik an den Tafeln

So ehrenvoll der Gedanke ist, so gibt es auch Kritik an dem Konzept der Tafeln. Gerade große Lebensmittelhändler werben beispielsweise mit ihren Spenden für die Tafeln. Dabei verschweigen sie allerdings, dass sie damit effektiv Geld sparen. Denn die Entsorgung der nicht verkäuflichen Lebensmittel verursacht sowohl Transportkosten als auch Entsorgungsgebühren, die sich so vermeiden lassen.

Freitag, 29. Juni 2012

DLG-Feldtage waren Besuchermagnet

Die Ausstellung, die vom 19. bis 21. Juni 2012 erstmals auf dem Gelände des Internationalen DLG-Pflanzenbauzentrums in Bernburg-Strenzfeld (Sachsen-Anhalt) stattfand, bildete erneut eine eindrucksvolle Leistungsschau des modernen Pflanzenbaus.

Ein hoher Informationsbedarf bei den Landwirten kennzeichnete die Atmosphäre. Im Blickpunkt der Pflanzenbauprofis, die aus allen Regionen Deutschlands kamen, standen alle Facetten des modernen Pflanzenbaus, darunter Sorten, Bodengesundheit, Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe, Automatisierung im Pflanzenbau sowie moderne Informationstechnologien. Auf den DLG-Feldtagen 2012 suchten die Landwirte gezielt nach Lösungen zur Steigerung der Produktionseffizienz und Ausschöpfung der Potenziale auf ihren Standorten.

Getrübt wurde die Ausstellung durch Starkregen ab dem Abend des ersten Veranstaltungstages. Dennoch kamen 22.467 Fachbesucher nach Bernburg - das ist das bislang beste Ergebnis bei allen DLG-Feldtagen. Auch der Anteil der Besucher aus dem Ausland lag mit neun Prozent auf dem bislang höchsten Stand.

Deutschland – die industrielle Agrarweltmacht

Es ist doch alles eigentlich ganz einfach: "Die Landwirtschaft hat die Aufgabe, die Stoffe und Kräfte des Bodens und der atmosphärischen Luft zu benutzen, ihre meist unorganischen Formen in organische zu verwandeln, Pflanzen und Tiere zu erzeugen, welche zur Befriedigung mannigfaltiger menschlicher Bedürfnisse dienen." So lautet der erste Satz von Johann Adam Schlipfs populärem "Handbuch der Landwirtschaft", 13. Auflage, 1898. Man muss sich den Satz als eherne Wahrheit in Frakturschrift gesetzt vorstellen. Ohne Landwirtschaft ist alles nichts. Sie ist eine Grundbedingung menschlicher Existenz. Ihr nächster Nachbar im biologischen Wurzelwerk der Zivilisation ist die Sexualität. Wie diese sichert sie das physische Überleben der Art, wie sie ist sie ebenso selbstverständlich wie Konflikt beladen, Quelle von Genuss und Lebensglück, aber auch gefährlich nahe an Gewalt, Ausbeutung und Krankheit, ein Sakrament und manchmal ein Verbrechen, eine Sache intimer Körperlichkeit und ein öffentliches Faszinosum erster Güte.

Der neueste Dioxinskandal, der sich in eine lange Kette ähnlicher Lebensmittelskandale einreiht, rückt wieder einmal die Nachtseite der Landwirtschaft ins öffentliche Bewusstsein, das sich gerade darauf eingestellt hatte, sich ganz und gar auf ihre genussvolle Lichtseite einzulassen und sie in Kochshows zu feiern. Jetzt vergeht dem Verbraucher die Freude am Frühstücksei. Die Medien überbieten sich im Verdammen der industriellen Agrarproduktion. Die Bauern und ihre Interessenvertreter kämpfen verzweifelt darum, den Vertrauensverlust einzudämmen. Die Marktanteile des Bio-Sektors werden noch ein Stückchen wachsen. Aber wenn die Wellen der Erregung sich gelegt haben, wird man ernüchtert feststellen, dass, wie beim Sex, der Rückweg in den Stand der Unschuld versperrt und das Wort "Agrarwende" leichter ausgesprochen als wirtschaftlich, politisch und kulturell ausbuchstabiert ist.

Wissen über das Wasser dieser Welt

Es ist wahrscheinlich, dass die Wasserknappheit die Lebensweise von Millionen von Menschen in den amerikanischen Weststaaten ändern könnte. Der US-Westen ist eine der reichsten und technologisch am weitesten entwickelten Regionen der Welt. Andere Teile der Welt könnten sich ein Beispiel daran nehmen, wie der Westen mit der globalen Wasserkrise umgeht, von der erwartet wird, dass sie durch den Klimawandel noch schlimmer werden könnte.

Diese Zahlen und Fakten erzählen uns etwas über das Wasser der Welt:

Es gibt 1,4 Billionen Kubikmeter Wasser auf diesem Planeten – davon sind allerdings 97 Prozent Salzwasser . Das meiste Süßwasser ist in Gletschern eingeschlossen oder liegt unterirdisch, so dass nur ein Bruchteil für den Nutzen und Verbrauch der Menschheit übrig bleibt.

Die meisten Experten sind überzeugt, dass noch genug Wasser für alle da ist, es sei nur ungleichmäßig verteilt. Dem Pacific Institute for Studies on Development, Environment and Security zufolge haben Nordamerikaner Zugang zu über 6000 m 3 pro Person pro Jahr, was in Reservaten gelagert wird. Im Gegensatz dazu haben die ärmsten Länder Afrikas weniger als 700 und Äthiopien sogar weniger als 50 m 3 Wasserreserven pro Person pro Jahr. Reiche, aber wasserarme Länder wie Saudi-Arabien haben immerhin die Möglichkeit, teure Entsalzungsprojekte zu finanzieren, doch arme Länder können das nicht.

Dem World Water Council zu Folge ist die Landwirtschaft verantwortlich für 66 Prozent des Wasserverbrauchs, die Industrie verbraucht 20 Prozent und private Haushalte zehn Prozent. Ungefähr Vier Prozent verdunsten aus den gebauten Reservaten.

Eine der größten Herausforderungen der Entwicklung ist es, den Armen genügend sauberes Trinkwasser zu Verfügung zu stellen. Die United Nations Millennium Development Goals nahm sich am Anfang das Jahrzehnts vor, "bis 2015 den Anteil der Bevölkerung zu halbieren, der keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und den wichtigsten sanitären Einrichtungen hat."

Die UN sagt, dass es seit 1990 1,6 Billionen Menschen ermöglicht worden sei, sauberes Trinkwasser zu erhalten. Doch gibt es immer noch eine Billion Menschen, die kein sauberes Trinkwasser haben.

Deutschland muss Agrarland werden

Arun Gairola stammt aus einem kleinen Bergdorf im Norden Delhis, heute ist er Professor an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Der Kosmopolit fröstelt im kalten Deutschland. Beim Fototermin freut er sich darüber, dass es im Gewächshaus von Christian Geyer so schön warm ist. Der Landwirt ist Inhaber des landwirtschaftlichen Betriebes "Schweizerhof" im Schweinfurter Stadtteil Sennfeld. Auf dem fruchtbaren Land unten am Schweinfurter Mainufer reiht sich ein Gewächshaus an das andere.

Der Morgenthau-Plan wurde noch während des Zweiten Weltkrieges im September 1944 vom amerikanischen Finanzminister Henry M. Morgenthau jr. für die Zukunft Deutschlands nach dem Krieg entwickelt. Der Plan bestand aus14 Punkten, die für die deutsche Bevölkerung harte Einschnitte bedeutet hätten. Er wurde schon im Oktober 1944 augegeben, da das amerikanische Außenministerium, das Kriegsministerium und Präsident Franklin D. Roosevelt ihn ablehnten. Das sah der Morgenthau-Plan vor:

Bauer Christian Geyer sitzt insofern nicht weit von einer Goldmine. Die Gemüseproduzenten der Region beziehen ihr Wasser für die Felder aus dem sogenannten Sennfelder Seenkranz. "Durch unterirdische Kalkschichten fließen alleine hier vor unserer Haustur jeden Tag über zwölf Millionen Liter erstklassiges Wasser aus dem höher gelegenen Steigerwald nach", rechnet der Gemüseanbauer vor, "das entspricht einem Liter für jeden Bayern pro Tag."

Arun Gairola verblüfft seine Studenten ab und zu mit der Frage: "Kann man Wasser eigentlich exportieren?" Nach einigem Nachdenken werden dann Vorschläge gemacht, Tankschiffe etwa. Dabei es geht auch einfacher: Über den Daumen gepeilt, kostet jede pflanzliche Kalorie in der Herstellung einen Liter Wasser, jede Kalorie aus tierischen Produkten sogar das Zehnfache. Wenn Bauer Geyer also eine Möhre nach Indien exportieren würde, dann exportierte er Wasser in einem anderen Aggregatzustand.

Je höher veredelt ein Nahrungsmittel ist, desto mehr Wasser hat es im Gepäck. Eine Scheibe Brot kostet 40 Liter Wasser, und in einer Scheibe Käse stecken 50 Liter. Für die Produktion einer Portion Eis werden 135 Liter Wasser verbraucht, für eine Tüte Kartoffelchips 185 Liter – das ist mehr, als in eine Badewanne passt.

Freitag, 8. Juni 2012

Langzeitstudie widerlegt Hoeneß – ein bisschen

Es war von Uli Hoeneß wieder eine seiner bekannten verbalen Blutgrätschen. "Dieser ganze Wahnsinn mit dem 'bio' ist der totale Schwachsinn. Wer in den Biomarkt geht, wird keinen Tag länger leben. Aber er wird sich früher kein Essen mehr leisten können, weil alles teurer ist", sagte der Präsident des FC Bayern München, der sich hin und wieder auf fremde Spielfelder begibt. Viele vermuteten hinter der Attacke die Interessen des industriellen Wurstfabrikanten. Aber so ganz daneben liegt der Fußballmanager auch wieder nicht.

Eine Langzeitstudie des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zeigt, dass die Belastung mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln bei Bio-Produkten deutlich geringer ist als bei konventionellen Lebensmitteln. "Der Verbraucher kann sich darauf verlassen, dass bei Bio-Produkten kaum Rückstände zu finden sind. Aber auch bei konventionellen Lebensmitteln gibt es eine große Sicherheit, denn Rückstände in den Lebensmitteln liegen in der Regel weit unter den vorgeschriebenen Höchstwerten", sagt Gesundheitsminister Marcel Huber (CSU).

Die Untersuchung, deren Ergebnisse der "Welt am Sonntag" vorliegen, belegt, dass die Verbraucher auf der sicheren Seite sind, wenn sie "bio" einkaufen: "Wo 'bio' draufsteht, ist auch 'bio' drin." Für den Minister ist die Studie ein Beleg für die "hohe Verbrauchersicherheit" in Bayern.

Bayern leistet sich ein dichtes Kontrollsystem


Huber machte vergangene Woche seinen Antrittsbesuch beim Landesamt in Erlangen. Eigentlich hätte dieser schon zu Beginn des Jahres stattfinden sollen. Aber der Skandal um die unhygienischen Verhältnisse bei der Großbäckerei Müller in Neufahrn bei Erding kam dazwischen. Krisenmanagement war gefragt. Auch die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit des LGL war hier immer wieder im Einsatz. An der Wirksamkeit und Transparenz der Arbeit der Behörden wurde gezweifelt, weil die Öffentlichkeit erst sehr spät von den untragbaren Verhältnissen bei dem zwischenzeitlich insolventen Großbäcker informiert wurde. Huber bekräftigt aber, dass die Überwachung funktionierte. "Es gab kein Kontrolldefizit. Wir haben ein hohes Niveau der Lebensmittelsicherheit und Überwachung." Bayern leistet sich ein dichtes Kontrollsystem, "wie man es nur in wenigen Ländern vorfindet".

Aber auch das Landesamt ist eine Reaktion auf die Verunsicherung der Verbraucher. Es wurde vor zehn Jahren während der BSE-Krise gegründet. Inzwischen hat es 1070 Mitarbeiter, die sich um human- und veterinärmedizinische Fragen und um die Lebensmittelsicherheit kümmern. Hauptsitz ist Erlangen, wo auf 10.000 Quadratmetern 100 Labore eingerichtet sind. Aber auch in Oberschleißheim, Würzburg und München hat das LGL Dependancen.

Vor über fünf Jahren – währen der Gammelfleisch-Skandale – wurde die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit (SE) gegründet, als zentrale Anlaufstelle für alle Fragen der Lebensmittelsicherheit. In dem 90-köpfigen Team arbeiten Tierärzte, Lebensmittelchemiker, Lebensmitteltechnologen, Agraringenieure, Ökotrophologen, Lebensmittelkontrolleure, EDV-Spezialisten, Juristen und ein Kriminalpolizist.

In den Blick der Öffentlichkeit gerät das Landesamt nur, wenn Gammelfleisch in den Tiefkühltruhen liegt oder Dioxin in Eiern festegestellt wird. Dann liegt der Schwarze Peter schnell bei den Kontrolleuren. "Eines muss aber klar sein: Für die Herstellung hygienisch einwandfreier Lebensmittel ist der Unternehmer verantwortlich", sagt Huber. "Der Staat kann nur kontrollieren, ob dieser auch seiner Verantwortung nachkommt."

Das werde durch eine risikoorientierte Ausrichtung der Kontrollen und Untersuchungen gewährleistet. Das heißt, wo das Risiko höher eingeschätzt wird, wird häufiger kontrolliert. "Wir können aber nicht neben jeden Lebensmittelproduzenten einen Kontrolleur stellen. Genauso wenig wie neben jedem Autofahrer ein Polizist stehen kann", sagt der Gesundheitsminister. Es gelte immer die richtige Balance zu finden. Dazu gehören 65.000 amtliche Untersuchungen von Lebensmitteln im Jahr oder die jetzt abgeschlossene Langzeitstudie zu Bio-Produkten.

2010 gab es keine Beanstandungen

Von 2007 bis 2011 wurden dafür 2590 Proben untersucht auf Rückstände von Pestiziden und Antibiotika sowie auf den Gehalt von Nitrat und Kupfer oder auf gentechnisch veränderte Bestandteile. Die Bio-Produkte schnitten dabei gut ab. Bei frischem Obst und Gemüse bestand nur bei 1,5 Prozent der Proben der Verdacht, dass sie keiner Bio-Produktion entstammen. Der sogenannte Orientierungswert, der nichts mit dem kritischen Höchstwert zu tun hat, wurde überschritten. Die Tendenz ist positiv: 2007 waren noch drei Prozent der Bio-Proben auffällig, 2008 waren es noch 1,3 Prozent, im Jahr 2009 nur noch 0,9 Prozent. Im Jahr 2010 gab es keine Beanstandungen.

Nachweisbare, aber keine grenzüberschreitenden Rückstände gab es bei 19 Prozent der Obst- und Gemüseproben. Bei sechs der 1221 Einzelproben wurden Rückstände über den zulässigen Höchstgehalten gefunden. In der Regel gehen die Lebensmittelkontrolleure davon aus, dass es sich dabei um Produktionsfehler handelt. Allein schon die TÜV-Kontrolle der Pestizid-Spritzen habe zu Verbesserungen geführt. Es komme auch immer wieder zu Rück-Kontaminationen aus dem Boden oder durch benachbarte konventionell bewirtschaftete Flächen.

Ein Verdacht der Verbrauchertäuschung bestand bei 1,5 Prozent der Tests. Sie waren fälschlicherweise als Bio-Produkt gekennzeichnet. Im Ländervergleich der Täuschungsversuche lagen die italienischen Hersteller mit 1,6 Prozent vor den Spaniern (ein Prozent) und den Deutschen (0,7 Prozent). Besonders häufig wird der Verbraucher offenbar übers Ohr gehauen, wenn er Bio-Weine kauft. "Bei zehn der 26 untersuchten Weine lag der Verdacht einer unzulässigen Anwendung oder falscher Deklaration nahe", heißt es in der Studie.

Öko-Anbau in Deutschland schafft die Millionen-Marke

Mehr als eine Million Hektar Ackerland und Wiesen werden in Deutschland mittlerweile ökologisch bewirtschaftet. Bio hat damit einen Anteil von 6,1 Prozent an der landwirtschaftlichen Nutzfläche.

Erstmals werden in Deutschland mehr als eine Million Hektar Ackerland und Wiesen ökologisch bewirtschaftet. Im Jahr 2011 hatte die Fläche nach Informationen von "Welt Online" noch einmal um 32.016 Hektar zugenommen und liegt jetzt bei 1.022.718 Hektar. Damit hat der Ökolandbau an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche einen Anteil von 6,1 Prozent.

Auch die Zahl der Öko-Betriebe ist noch einmal um 564 gewachsen und erreicht mit 22.506 einen neuen Höchststand.

Bund, Länder und die Europäische Union förderten die Umstellung auf Öko-Landbau allein im vergangenen Jahr mit 137 Millionen Euro.

Der Schwerpunkt der Öko-Landwirtschaft liegt im Süden der Bundesrepublik: Zwei Drittel aller Betriebe und ein Drittel der Fläche befinden sich in Bayern und Baden-Württemberg.

Deutschland verbietet Anbau von Genmais

In Deutschland darf von sofort an kein gentechnisch veränderter Mais mehr ausgesät werden. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat am Dienstag den Anbau der bislang einzig zugelassenen Gen-Mais-Sorte Mon810 verboten. Es gebe Anzeichen, dass die Pflanze "eine Gefahr für die Umwelt" darstelle, sagte sie. Umweltschützer begrüßten das Verbot.
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Genmais (rechts) ist gegen bestimmter Schädlinge besser geschützt als herkömmlicher Mais (links). (© Foto: AP)


Aigner bezog sich bei ihrer Entscheidung vor allem auf neuere Untersuchungen aus Luxemburg. Diese hätten gezeigt, dass Schmetterlinge, Wasserorganismen oder auch der Zwei-Punkt-Marienkäfer durch den Gen-Mais bedroht seien, sagte ein Experte des Agrarministeriums. Zudem verbreiten sich die Pollen des gentechnisch veränderten Maises demnach stärker als bisher angenommen.

Weitere Expertisen deuteten ebenfalls auf Risiken hin. Die Ministerin setzte deshalb eine Schutzklausel in Kraft: Sie erlaubt es EU-Staaten, bei Zweifeln an der Sicherheit den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen zu stoppen. "Das ist keine Grundsatzentscheidung zum Umgang mit grüner Gentechnik", sagte Aigner. Es handele sich vielmehr "um eine Einzelfallentscheidung". Neben Deutschland haben fünf weitere EU-Staaten den Anbau von Gen-Mais verboten, darunter Frankreich und Österreich.

Der Mais Mon810 des US-Konzerns Monsanto ist die einzige gentechnisch veränderte Pflanze, die bislang in der EU zum kommerziellen Anbau zugelassen wurde. Sie produziert ein Gift gegen den Schädling Maiszünsler. Umweltschützer befürchten seit langem, dass dadurch auch andere Insekten und Schmetterlinge vernichtet werden. Sie begrüßten Aigners Entscheidung einhellig. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland lobte, dass Aigner "dem Druck großer Gentechnik-Unternehmen nicht nachgegeben" habe. Auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) begrüßte das Verbot. Zunächst sollten alle Zweifel über die Umweltverträglichkeit ausgeräumt werden, sagte er.

Die Ministerin stand bei ihrer Entscheidung auch unter dem Druck ihrer eigenen Partei, der CSU. In Bayern protestieren Landwirte seit Jahren massiv gegen die Gentechnik, CSU-Politiker fordern eine "gentechnikanbaufreie Zone" in Bayern. Aigner betonte allerdings, das Verbot sei "entgegen anderslautender Behauptungen keine politische Entscheidung". Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer sagte, Aigner habe "fachlich richtig" gehandelt und damit auch dem "übergroßen Wunsch der Bevölkerung" entsprochen.

Seehofer appellierte an den Konzern Monsanto, die Entscheidung zu respektieren und nicht dagegen zu klagen. Monsanto bezweifelt jedoch, "dass die genannten Gründe für ein Verbot ausreichen". Ein Sprecher sagte, man erwarte eine Anhörung seitens der Behörden. Sollte das Verbot Bestand haben, werde man ein Eilverfahren vor Gericht anstrengen. Mögliche Ernteausfälle der Bauern würden "sicher Gegenstand einer Schadenersatzforderung". Besonders in Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern bauen Landwirte den Gen-Mais an. Für dieses Jahr waren knapp 3600 Hektar angemeldet.

Enttäuscht von der Entscheidung zeigte sich Aigners Kabinettskollegin Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU). Die grüne Gentechnik sei "eine wichtige Zukunftstechnologie, von der sich weder Deutschland noch Europa verabschieden dürfen". Schavan kündigte einen runden Tisch mit Wissenschaftlern und Politikern an, um "klare Signale" für die künftige Forschung an Genpflanzen zu geben

Freitag, 18. Mai 2012

Telemetriesysteme starten durch

Die Anforderungen an Service und Vertrieb wachsen. Telemetriesysteme sollen Handel und Kunden viele Vorteile bringen soll. Wir berichten von den ersten Erfahrungen.

Die Produktivität und die Profitabilität erhöhen, dieses Ziel verfolgen alle Landwirte mit immer größerem Nachdruck.
© Werkbild
Die Maschinen werden immer größer und komplexer, die Zeitfenster für die notwendigen Arbeiten kleiner. Wenn die Maschinen laufen sollen, müssen sie meist Tag und Nacht im Einsatz sein. Ausfälle sind nicht eingeplant. Um diese zu verhindern, ist es sehr hilfreich, die Maschinen ständig im Blick zu behalten und nichts ist einfacher als das, im Zeitalter des Internets: Das Zauberwort heißt Telemetrie.

Die Produktivität und die Profitabilität erhöhen, dieses Ziel verfolgen alle Landwirte mit immer größerem Nachdruck. Dazu ist es notwendig, Acker- und Pflanzendaten, aber auch in zunehmenden Maße Maschinendaten zu sammeln, auszuwerten und zu optimieren. Telematikanwendungen wie JDLink, AGCOmmand oder Telematics von Claas ermöglichen den Fernzugang zu Maschinen. Es können Maschinendaten, der Standort, die Auslastung, die Leistung und Wartungsdaten erfasst und gespeichert werden. Das Service-Modul gibt Händlern den Zugriff auf Maschinendaten für Diagnose, Wartung und Reparatur. Außerdem können Fahreralarme und Diagnosecodes an ausgewählte Personen geschickt werden. Neben den genannten Systemen sind auch Case IH, New Holland und Deutz-Fahr am Aufbau von Telemetriesystemen. Bei Fendt gibt es das AGCOmmand-System und daneben eigene, Marken-spezifische Lösungen. Das VarioDoc ist dokumentionsorientiert und auftragsbezogen. Aber auch hier soll eine Telemetrielösung integriert werden.

„Die herstellerseitigen Telemetrie-Systeme sind hauptsächlich internetbasierend“, erläutert Gerd Schulz, Leiter des AGRAVISBereichs Technik und Geschäftsführer der AGRAVIS Technik Holding GmbH. „Die Daten werden auf der Maschine ermittelt und dann über Mobilfunklösungen an einen Datenserver übertragen. Den Händlern wird ein Zugang zu den entsprechenden Servern ermöglicht. Somit ist es strukturell gesehen sehr einfach, einen Zugang zu bekommen. Maschinenseitig gibt es bereits Systeme, die fix und fertig aus der Fabrik der Hersteller kommen. Nachrüstungen sind aber ebenfalls möglich. Der Händler braucht für die Nachrüstung und Einweisung bei den Kunden eine Qualifikation, die durch die Hersteller in Form von Lehrgängen angeboten wird und von Fachhändler wie der AGRAVIS Technik auch umfangreich genutzt wird.

Hilfreich sind in diesem Zusammenhang die Einigungsprozesse der Hersteller zu einheitlichen Bedienterminals. Auf Basis der ISO-Norm (zum Beispiel CCI-Terminal) sind die verwendeten Anbauterminals einheitlich und somit einfacher bei der Inbetriebnahme. Klar geregelt ist auch die Frage des Datenschutzes, denn die Daten der Maschinen gehören den Besitzern. Eine Einwilligung zur Datenübertragung ist demnach erforderlich.“ Die Agravis bietet ihren Kunden den Service, für ihre Lenksysteme die zu höherer Genauigkeit erforderliche Referenzinformation über Mobilfunk zu erhalten. Gleichzeitig können die Kunden diese Infrastruktur nutzen, ihre Bewegungen der Maschinen in einem Internetportal (AGRAVIS-Net) zu dokumentieren. In diesem Portal stehen eine Reihe von Funktionen für die Landwirte bereit, um Einsatz- und Dispositionsaufgaben zu vereinfachen. Das AGRAVIS-Net-System nutzen bereits über 120 Kunden mit ihren Maschinen – Tendenz steigend.

Landwirtschaft: Warum Europa einmal fast in Milch ertrank

In Brüssel feiert man das fünfzigjährige Bestehen der „Gemeinsamen Agrarpolitik“. Warum sie so kompliziert ist, lässt sich nur aus der Geschichte verstehen. Über die Agrarpolitik nach 2013 wird bereits verhandelt.

Wien. Sie besitzen zwei Kühe. Die EU tötet eine, melkt die andere, bezahlt Ihnen dafür eine Entschädigung und schüttet die Milch dann in die Nordsee.

Das ist ein Witz – aber auch nicht allzu weit davon entfernt, was die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) in ihrer Geschichte so hervorgebracht hat. Da wurden Bauern dafür bezahlt, dass sie ihre Äcker nicht bewirtschaften, oder dafür, dass sie einst Rinder besaßen. Aus Brüssel fließen pro Jahr etwa 50 Mrd. Euro an die Landwirte, rund die Hälfte des EU-Budgets. Und das für einen Bereich, in dem nur wenige Prozent der Bevölkerung beschäftigt sind. Die Agrarpolitik ist der einzige komplett vergemeinschaftete Bereich in der EU.

Ein teurer Spaß, könnte man meinen. Umso mehr, weil viele Vorschriften auf den ersten Blick schwer nachvollziehbar sind. Zumindest aus heutiger Sicht: Denn warum die Agrarpolitik so kompliziert ist, wie sie ist, lässt sich nur aus der Geschichte verstehen.

Die Versorgung der Konsumenten mit hochwertigen, sicheren und nachhaltig produzierten Nahrungsmitteln – und das zu erschwinglichen Preisen: Das ist die erste Aufgabe der Landwirtschaft. Nun kann man zurecht fragen, ob wir Europäer angesichts des allgegenwärtigen Überflusses Angst vor dem Hungerleiden haben müssen. Zumal der Auftrag aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stammt: Europa lag in Trümmern und war vom Weltmarkt abgeschottet. Der Hunger war allgegenwärtig. Das darf nicht sein, Europa müsse sich selbst versorgen können, sagte man sich damals. Und legte den Grundstein für die heutige GAP: Mit garantierten Mindestpreisen regte man die Bauern zum Produzieren an. Europa sollte nie mehr hungern müssen.

Und die Bauern produzierten: bauten an, ernteten, melkten, was das Zeug hielt. Weil sich bald der technologische Fortschritt dazu schlug, produzierten sie immer schneller und immer mehr. So entstanden die berühmten Milchseen und Butterberge. Der Versuch der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, Vorläufer der EU), die Produktion mit Quoten zu beschränken, scheiterte. Denn die Quoten waren meist höher angesetzt als der Verbrauch. Ausländische Anbieter, die wegen der hohen Preise in den europäischen Markt drängten, wurden mit Importzöllen und -quoten ferngehalten.

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Plötzlich hatte Europa zu viel

Wohin also mit den Bergen an Nahrung? Auf den Weltmarkt, dachte man sich. Der Weltmarktpreis war allerdings viel niedriger, als der in der EWG garantierte Mindestpreis. Also unterstützte man die Bauern auch dabei, ihre Waren ins Ausland abzusetzen, und die Exportsubvention war geboren. Daraus ergab sich die paradoxe Situation, dass man die Landwirte erst dafür bezahlte, Überschüsse zu produzieren und in einem zweiten Schritt dafür, die Produkte auch verkaufen zu können.

Aber auch das verbesserte die Situation nicht entscheidend. Gleichzeitig stiegen die Ausgaben für die Agrarpolitik. 1994 verpflichtete sich die EU im Rahmen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens GATT, interne Stützen abzubauen und Zölle und Exportsubventionen zu senken. Man beschloss, die GAP weg von der Markt- und Preisstützung hin zur direkten Einkommensstützung zu manövrieren. Umgesetzt wurde das mit der McSharry-Reform: Preise wurden gesenkt, Flächen stillgelegt und Direktzahlungen eingeführt, um den Bauern ihre Einkommensausfälle zu ersetzen. Außerdem sollten erstmals Umweltfragen eine Rolle spielen.

Mit der Agenda 2000 wurde die Entwicklung des Ländlichen Raumes stärker in den Fokus gerückt. Unter dem österreichischen Agrarkommissar Franz Fischler folgte schließlich die Zäsur: Die Förderungen wurden von der Produktion entkoppelt. Sie sollten fortan eine Art finanzielle „Belohnung“ der Bauern für die Pflege der Landschaft, die Nutzung von umweltfreundlichen Technologien und die Schaffung von Arbeitsplätzen auf dem Land sein. Die Direktzahlungen wurden gestutzt und zum Teil in die Zweite Säule, die Ländliche Entwicklung, verlagert.

Heute kommen im EU-Schnitt rund zwei Drittel der Förderungen aus dem Topf der Direktzahlungen (Erste Säule), der Rest aus der Zweiten. In Österreich ist das Verhältnis umgekehrt. Die Förderungen aus der Zweiten Säule fließen allerdings nur, wenn die nationalen Regierungen im Rahmen der Kofinanzierung noch einmal die Hälfte draufschlagen.

Es gibt Stimmen, die fordern, dass die Förderungen weiter von der Ersten in die Zweite Säule umgeschichtet, also stärker an bestimmte Leistungen geknüpft werden. Denn die Landwirtschaft in Europa hat sich seit der Nachkriegszeit komplett gewandelt: Früher ernährte ein deutscher Bauer zehn Menschen, heute sind es weit über 100. Früher lebte ein Fünftel der Europäer von der Landwirtschaft, heute nur noch wenige Prozent. War der klassische Bauernhof einst ein Familienbetrieb, gibt es heute eine echte Agrarindustrie. In Österreich gibt es rund 130.00 Höfe, allein seit 1980 gaben 131.000 auf. Ein Drittel der heimischen Bauern melkt und pflügt im Nebenerwerb. Auch im EU-Budget verliert die Landwirtschaft an Gewicht: Entfielen einst 70 Prozent der Ausgaben auf den Agrarbereich, werden es 2013 nur noch knapp 40 Prozent sein.
Kritiker fordern echte Reform

Das sei immer noch zu viel, monieren Kritiker des milliardenschweren Fördersystems. Derzeit wird in Brüssel über die Agrarpolitik nach 2013 verhandelt: Die Landwirte und ihre Interessenvertreter pochen auf die Beibehaltung des Systems. Ihre Kritiker fordern eine Reform der Direktzahlungen bis hin zu ihrer Abschaffung. Die Bauern laufen dagegen Sturm und pochen auf Versorgungssicherheit und den Erhalt der kleinstrukturierten Landwirtschaft. Kein Wunder: Kommen doch hierzulande mehr als 80 Prozent der Bauerneinkommen von der öffentlichen Hand.

Sah es zunächst danach aus, als würde der EU-Landwirtschaft eine richtige Reform ins Haus stehen, hat sich das Bild in den vergangenen Monaten gewandelt. Derzeit wirkt es eher so, als würde das Projekt „Agrarpolitik Neu“ mit ein paar kosmetischen Änderungen über die Bühne gehen.

„Kommission Landwirtschaft am Umweltbundesamt“ gegründet

Die Gründung einer „Kommission Landwirtschaft am Umweltbundesamt“ (KLU) soll den Umweltschutz in und mit der Landwirtschaft stärken. Leiter der KLU wird Lutz Ribbe, Direktor der Stiftung EURONATUR. „Die Wirkungen der Landwirtschaft auf unser Klima, auf Gewässer und Böden verursachen nach wie vor große Umweltprobleme, die dringend angegangen werden müssen. Die Kommission Landwirtschaft soll das Umweltbundesamt mit konkreten Vorschlägen zu einer umweltgerechteren Landwirtschaft beraten. Zudem soll sie dazu beitragen, dem Umweltschutz in der bis 2013 anstehenden Reformrunde der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäschen Union (CAP – Common Agricultural Policy) mehr Gewicht zu verschaffen“, erklärte der Präsident des Umweltbundesamtes Jochen Flasbarth. „Die gegenwärtigen Umweltprobleme der Landwirtschaft entstehen nicht dadurch, dass Landwirte gegen Gesetze verstoßen“, sagt Lutz Ribbe, „Sie sind vielmehr durch unzureichende rechtliche Vorgaben und falsche ökonomische Anreize bedingt“. Die Reform der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik müsse daher zu Korrekturen genutzt werden: Ziel müsse etwa sein, die Umweltauswirkungen der Landwirtschaft insgesamt deutlich zu reduzieren.

Als konkrete wichtige Ziele der KLU nennt Lutz Ribbe die Senkung der Ammoniakemissionen, welche die Eutrophierung sowie die Versauerung von Böden und Gewässern verstärken, sowie einen anspruchsvollen Gewässerschutz. Eine neue Herausforderung der Landwirtschaft stelle der Klimaschutz dar. Hier, ebenso wie bei den voran genannten Themen, gelte es, Maßnahmen zu konkretisieren und umzusetzen.

Als Mitglieder der Kommission hat UBA-Präsident Jochen Flasbarth Fachleute aus der Landwirtschaft und dem Umweltschutz gewinnen können: Annette Freibauer und Hiltrud Nieberg vom Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI), Kurt Hülsbergen von der Technischen Universität München, Heino von Meyer von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Ulrich Peterwitz von der Gelsenwasser AG, Wolfram Güthler vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, Franz Makeschin von der Technischen Universität Dresden und Andreas Krug vom Bundesamt für Naturschutz.

USDA: Europäische Rapsernte auf sechs-Jahrestief

Das US-Landwirtschaftsministerium schätzt die europäische Rapsernte in seinem Maireport auf 18 Millionen Tonnen - ein sechs-Jahrestief, noch unterhalb der Prognosen europäischer Analysten.

Große Auswinterungsschäden in West- und Mitteleuropa und die Trockenheit im Süden des Kontinents sind verantwortlich für die geringen Ernteaussichten.
© Mühlhausen/landpixel
Die Ernteerwartung europäischer Analysten hatte innerhalb einer relativ breiten Spanne von 18,3 und 19,1 Millionen Tonnen (Mio. t) gelegen. Die USDA-Schätzung liegt etwa 1,1 Mio. t (sechs Prozent) unter dem bereits relativ schwachen Vorjahresergebnis und sogar neun Prozent (1,8 Mio. t) unter dem fünfjährigen Mittel.

Die Erntefläche wird auf sechs Millionen Hektar veranschlagt und damit 0,6 Millionen Hektar (Mio. ha) kleiner als im letzten Jahr - ein Minus von zehn Prozent.

Hintergrund: Trockenheit und Auswinterung

USDA: Europäische Rapsernte auf sechs-Jahrestief
Ursache für die schwache Ernte sind sowohl die Auswinterungsschäden in West- und Mitteleuropa als auch die Trockenheit im Süden des Kontinents. Gewöhnlich wird Raps als erste Wintersaat ausgebracht und befindet sich deshalb zu Beginn des Winters häufig schon in einem relativ weit fortgeschrittenen Wachstumsstadium.

Die Trockenheit in Südeuropa hat jedoch die Aussaat verzögert oder es wurde ganz auf den Rapsanabau verzichtet (zu Gunsten von Sommergetreide oder Sonnenblumen). In Rumänien schrumpfte der Rapsanbau beispielsweise um 75 Prozent (%) und in Ungarn um etwa ein Drittel.

Für Polen veranschlagt das USDA den Flächenrückgang infolge Auswinterung auf acht Prozent, während man für Frankreich von fast stabilen Ernteflächen und für das Vereinigte Königreich von einer leichten Anbauausweitung ausgeht.

Deutschland erneut mit schwacher Ernte
Für Deutschland ermittelten die US-Analysten einen Rückgang der Erntefläche um knapp zehn Prozent auf sechs Millionen Hektar. Damit liegt die deutsche Produktion (wegen der höheren Erträge) mit 4,45 Millionen Tonnen zwar über dem sehr schwachen Vorjahr (3,87 Mio. t) jedoch deutlich niedriger als beispielsweise 2010 (5,75 Mio. t).

Der Deutsche Raiffeisenverband hatte die deutsche Rapsernte in seiner Aprilschätzung auf 4,3 Mio. t veranschlagt und damit sogar etwas niedriger als das USDA.
Wie die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen bekannt gibt, wurden in Deutschland fast fünf Prozent der Rapsanbaufläche umgebrochen. Ursache ist der starke Befall mit Botrytis ...
Die französische Ernte wird mit 5,25 Millionen Tonnen nur geringfügig kleiner eingeschätzt als im letzten Jahr (5,33 Mio. t) und für das Vereinigte Königreich liegt die Produktionsprognose mit 2,69 Mio. t geringfügig unter dem sehr guten Vorjahreswert (2,76 Mio. t).

Einen deutlichen Produktionsrückgang von knapp 15 Prozent gibt es indessen - neben dem südeuropäischen Ländern - auch in Polen.

Importbedarf der EU bleibt hoch

Dr. Olaf Zinke/Marktanalyst dlv
Der Importbedarf der Europäer dürfte damit (wie schon im letzten Jahr) rund drei Millionen Tonnen Rapssaat betragen und die Bestände werden wohl deutlich unter eine Million Tonnen abschmelzen. Am Weltmarkt werden erneut die Kanadier den Handel dominieren. Sie könnten nach derzeitigen Schätzungen 8,4 Millionen Tonnen Raps/Canola exportieren.

Auch aus Australien ist ein Produktions- und Exportzuwachs zu erwarten. Die Produktion könnte auf deutlich auf 3,2 Mio. t steigen und der Export - bei einem Eigenverbrauch von 0,8 Mio. t - bis auf 2,5 Millionen Tonnen wachsen.

Die Ausfuhr der Ukraine wird wegen der um ein Drittel kleineren Ernte hingegen unter eine Million Tonnen fallen. Derzeit schätzt man die Ausfuhrmenge auf 0,8 Millionen Tonnen. Neben der EU sind es vor allem die Chinesen (2,1 Mio. t) und die Japaner (2,3 Mio. t) die Raps/Canola importieren.