Freitag, 29. Juni 2012

DLG-Feldtage waren Besuchermagnet

Die Ausstellung, die vom 19. bis 21. Juni 2012 erstmals auf dem Gelände des Internationalen DLG-Pflanzenbauzentrums in Bernburg-Strenzfeld (Sachsen-Anhalt) stattfand, bildete erneut eine eindrucksvolle Leistungsschau des modernen Pflanzenbaus.

Ein hoher Informationsbedarf bei den Landwirten kennzeichnete die Atmosphäre. Im Blickpunkt der Pflanzenbauprofis, die aus allen Regionen Deutschlands kamen, standen alle Facetten des modernen Pflanzenbaus, darunter Sorten, Bodengesundheit, Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe, Automatisierung im Pflanzenbau sowie moderne Informationstechnologien. Auf den DLG-Feldtagen 2012 suchten die Landwirte gezielt nach Lösungen zur Steigerung der Produktionseffizienz und Ausschöpfung der Potenziale auf ihren Standorten.

Getrübt wurde die Ausstellung durch Starkregen ab dem Abend des ersten Veranstaltungstages. Dennoch kamen 22.467 Fachbesucher nach Bernburg - das ist das bislang beste Ergebnis bei allen DLG-Feldtagen. Auch der Anteil der Besucher aus dem Ausland lag mit neun Prozent auf dem bislang höchsten Stand.

Deutschland – die industrielle Agrarweltmacht

Es ist doch alles eigentlich ganz einfach: "Die Landwirtschaft hat die Aufgabe, die Stoffe und Kräfte des Bodens und der atmosphärischen Luft zu benutzen, ihre meist unorganischen Formen in organische zu verwandeln, Pflanzen und Tiere zu erzeugen, welche zur Befriedigung mannigfaltiger menschlicher Bedürfnisse dienen." So lautet der erste Satz von Johann Adam Schlipfs populärem "Handbuch der Landwirtschaft", 13. Auflage, 1898. Man muss sich den Satz als eherne Wahrheit in Frakturschrift gesetzt vorstellen. Ohne Landwirtschaft ist alles nichts. Sie ist eine Grundbedingung menschlicher Existenz. Ihr nächster Nachbar im biologischen Wurzelwerk der Zivilisation ist die Sexualität. Wie diese sichert sie das physische Überleben der Art, wie sie ist sie ebenso selbstverständlich wie Konflikt beladen, Quelle von Genuss und Lebensglück, aber auch gefährlich nahe an Gewalt, Ausbeutung und Krankheit, ein Sakrament und manchmal ein Verbrechen, eine Sache intimer Körperlichkeit und ein öffentliches Faszinosum erster Güte.

Der neueste Dioxinskandal, der sich in eine lange Kette ähnlicher Lebensmittelskandale einreiht, rückt wieder einmal die Nachtseite der Landwirtschaft ins öffentliche Bewusstsein, das sich gerade darauf eingestellt hatte, sich ganz und gar auf ihre genussvolle Lichtseite einzulassen und sie in Kochshows zu feiern. Jetzt vergeht dem Verbraucher die Freude am Frühstücksei. Die Medien überbieten sich im Verdammen der industriellen Agrarproduktion. Die Bauern und ihre Interessenvertreter kämpfen verzweifelt darum, den Vertrauensverlust einzudämmen. Die Marktanteile des Bio-Sektors werden noch ein Stückchen wachsen. Aber wenn die Wellen der Erregung sich gelegt haben, wird man ernüchtert feststellen, dass, wie beim Sex, der Rückweg in den Stand der Unschuld versperrt und das Wort "Agrarwende" leichter ausgesprochen als wirtschaftlich, politisch und kulturell ausbuchstabiert ist.

Wissen über das Wasser dieser Welt

Es ist wahrscheinlich, dass die Wasserknappheit die Lebensweise von Millionen von Menschen in den amerikanischen Weststaaten ändern könnte. Der US-Westen ist eine der reichsten und technologisch am weitesten entwickelten Regionen der Welt. Andere Teile der Welt könnten sich ein Beispiel daran nehmen, wie der Westen mit der globalen Wasserkrise umgeht, von der erwartet wird, dass sie durch den Klimawandel noch schlimmer werden könnte.

Diese Zahlen und Fakten erzählen uns etwas über das Wasser der Welt:

Es gibt 1,4 Billionen Kubikmeter Wasser auf diesem Planeten – davon sind allerdings 97 Prozent Salzwasser . Das meiste Süßwasser ist in Gletschern eingeschlossen oder liegt unterirdisch, so dass nur ein Bruchteil für den Nutzen und Verbrauch der Menschheit übrig bleibt.

Die meisten Experten sind überzeugt, dass noch genug Wasser für alle da ist, es sei nur ungleichmäßig verteilt. Dem Pacific Institute for Studies on Development, Environment and Security zufolge haben Nordamerikaner Zugang zu über 6000 m 3 pro Person pro Jahr, was in Reservaten gelagert wird. Im Gegensatz dazu haben die ärmsten Länder Afrikas weniger als 700 und Äthiopien sogar weniger als 50 m 3 Wasserreserven pro Person pro Jahr. Reiche, aber wasserarme Länder wie Saudi-Arabien haben immerhin die Möglichkeit, teure Entsalzungsprojekte zu finanzieren, doch arme Länder können das nicht.

Dem World Water Council zu Folge ist die Landwirtschaft verantwortlich für 66 Prozent des Wasserverbrauchs, die Industrie verbraucht 20 Prozent und private Haushalte zehn Prozent. Ungefähr Vier Prozent verdunsten aus den gebauten Reservaten.

Eine der größten Herausforderungen der Entwicklung ist es, den Armen genügend sauberes Trinkwasser zu Verfügung zu stellen. Die United Nations Millennium Development Goals nahm sich am Anfang das Jahrzehnts vor, "bis 2015 den Anteil der Bevölkerung zu halbieren, der keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und den wichtigsten sanitären Einrichtungen hat."

Die UN sagt, dass es seit 1990 1,6 Billionen Menschen ermöglicht worden sei, sauberes Trinkwasser zu erhalten. Doch gibt es immer noch eine Billion Menschen, die kein sauberes Trinkwasser haben.

Deutschland muss Agrarland werden

Arun Gairola stammt aus einem kleinen Bergdorf im Norden Delhis, heute ist er Professor an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Der Kosmopolit fröstelt im kalten Deutschland. Beim Fototermin freut er sich darüber, dass es im Gewächshaus von Christian Geyer so schön warm ist. Der Landwirt ist Inhaber des landwirtschaftlichen Betriebes "Schweizerhof" im Schweinfurter Stadtteil Sennfeld. Auf dem fruchtbaren Land unten am Schweinfurter Mainufer reiht sich ein Gewächshaus an das andere.

Der Morgenthau-Plan wurde noch während des Zweiten Weltkrieges im September 1944 vom amerikanischen Finanzminister Henry M. Morgenthau jr. für die Zukunft Deutschlands nach dem Krieg entwickelt. Der Plan bestand aus14 Punkten, die für die deutsche Bevölkerung harte Einschnitte bedeutet hätten. Er wurde schon im Oktober 1944 augegeben, da das amerikanische Außenministerium, das Kriegsministerium und Präsident Franklin D. Roosevelt ihn ablehnten. Das sah der Morgenthau-Plan vor:

Bauer Christian Geyer sitzt insofern nicht weit von einer Goldmine. Die Gemüseproduzenten der Region beziehen ihr Wasser für die Felder aus dem sogenannten Sennfelder Seenkranz. "Durch unterirdische Kalkschichten fließen alleine hier vor unserer Haustur jeden Tag über zwölf Millionen Liter erstklassiges Wasser aus dem höher gelegenen Steigerwald nach", rechnet der Gemüseanbauer vor, "das entspricht einem Liter für jeden Bayern pro Tag."

Arun Gairola verblüfft seine Studenten ab und zu mit der Frage: "Kann man Wasser eigentlich exportieren?" Nach einigem Nachdenken werden dann Vorschläge gemacht, Tankschiffe etwa. Dabei es geht auch einfacher: Über den Daumen gepeilt, kostet jede pflanzliche Kalorie in der Herstellung einen Liter Wasser, jede Kalorie aus tierischen Produkten sogar das Zehnfache. Wenn Bauer Geyer also eine Möhre nach Indien exportieren würde, dann exportierte er Wasser in einem anderen Aggregatzustand.

Je höher veredelt ein Nahrungsmittel ist, desto mehr Wasser hat es im Gepäck. Eine Scheibe Brot kostet 40 Liter Wasser, und in einer Scheibe Käse stecken 50 Liter. Für die Produktion einer Portion Eis werden 135 Liter Wasser verbraucht, für eine Tüte Kartoffelchips 185 Liter – das ist mehr, als in eine Badewanne passt.

Freitag, 8. Juni 2012

Langzeitstudie widerlegt Hoeneß – ein bisschen

Es war von Uli Hoeneß wieder eine seiner bekannten verbalen Blutgrätschen. "Dieser ganze Wahnsinn mit dem 'bio' ist der totale Schwachsinn. Wer in den Biomarkt geht, wird keinen Tag länger leben. Aber er wird sich früher kein Essen mehr leisten können, weil alles teurer ist", sagte der Präsident des FC Bayern München, der sich hin und wieder auf fremde Spielfelder begibt. Viele vermuteten hinter der Attacke die Interessen des industriellen Wurstfabrikanten. Aber so ganz daneben liegt der Fußballmanager auch wieder nicht.

Eine Langzeitstudie des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zeigt, dass die Belastung mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln bei Bio-Produkten deutlich geringer ist als bei konventionellen Lebensmitteln. "Der Verbraucher kann sich darauf verlassen, dass bei Bio-Produkten kaum Rückstände zu finden sind. Aber auch bei konventionellen Lebensmitteln gibt es eine große Sicherheit, denn Rückstände in den Lebensmitteln liegen in der Regel weit unter den vorgeschriebenen Höchstwerten", sagt Gesundheitsminister Marcel Huber (CSU).

Die Untersuchung, deren Ergebnisse der "Welt am Sonntag" vorliegen, belegt, dass die Verbraucher auf der sicheren Seite sind, wenn sie "bio" einkaufen: "Wo 'bio' draufsteht, ist auch 'bio' drin." Für den Minister ist die Studie ein Beleg für die "hohe Verbrauchersicherheit" in Bayern.

Bayern leistet sich ein dichtes Kontrollsystem


Huber machte vergangene Woche seinen Antrittsbesuch beim Landesamt in Erlangen. Eigentlich hätte dieser schon zu Beginn des Jahres stattfinden sollen. Aber der Skandal um die unhygienischen Verhältnisse bei der Großbäckerei Müller in Neufahrn bei Erding kam dazwischen. Krisenmanagement war gefragt. Auch die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit des LGL war hier immer wieder im Einsatz. An der Wirksamkeit und Transparenz der Arbeit der Behörden wurde gezweifelt, weil die Öffentlichkeit erst sehr spät von den untragbaren Verhältnissen bei dem zwischenzeitlich insolventen Großbäcker informiert wurde. Huber bekräftigt aber, dass die Überwachung funktionierte. "Es gab kein Kontrolldefizit. Wir haben ein hohes Niveau der Lebensmittelsicherheit und Überwachung." Bayern leistet sich ein dichtes Kontrollsystem, "wie man es nur in wenigen Ländern vorfindet".

Aber auch das Landesamt ist eine Reaktion auf die Verunsicherung der Verbraucher. Es wurde vor zehn Jahren während der BSE-Krise gegründet. Inzwischen hat es 1070 Mitarbeiter, die sich um human- und veterinärmedizinische Fragen und um die Lebensmittelsicherheit kümmern. Hauptsitz ist Erlangen, wo auf 10.000 Quadratmetern 100 Labore eingerichtet sind. Aber auch in Oberschleißheim, Würzburg und München hat das LGL Dependancen.

Vor über fünf Jahren – währen der Gammelfleisch-Skandale – wurde die Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit (SE) gegründet, als zentrale Anlaufstelle für alle Fragen der Lebensmittelsicherheit. In dem 90-köpfigen Team arbeiten Tierärzte, Lebensmittelchemiker, Lebensmitteltechnologen, Agraringenieure, Ökotrophologen, Lebensmittelkontrolleure, EDV-Spezialisten, Juristen und ein Kriminalpolizist.

In den Blick der Öffentlichkeit gerät das Landesamt nur, wenn Gammelfleisch in den Tiefkühltruhen liegt oder Dioxin in Eiern festegestellt wird. Dann liegt der Schwarze Peter schnell bei den Kontrolleuren. "Eines muss aber klar sein: Für die Herstellung hygienisch einwandfreier Lebensmittel ist der Unternehmer verantwortlich", sagt Huber. "Der Staat kann nur kontrollieren, ob dieser auch seiner Verantwortung nachkommt."

Das werde durch eine risikoorientierte Ausrichtung der Kontrollen und Untersuchungen gewährleistet. Das heißt, wo das Risiko höher eingeschätzt wird, wird häufiger kontrolliert. "Wir können aber nicht neben jeden Lebensmittelproduzenten einen Kontrolleur stellen. Genauso wenig wie neben jedem Autofahrer ein Polizist stehen kann", sagt der Gesundheitsminister. Es gelte immer die richtige Balance zu finden. Dazu gehören 65.000 amtliche Untersuchungen von Lebensmitteln im Jahr oder die jetzt abgeschlossene Langzeitstudie zu Bio-Produkten.

2010 gab es keine Beanstandungen

Von 2007 bis 2011 wurden dafür 2590 Proben untersucht auf Rückstände von Pestiziden und Antibiotika sowie auf den Gehalt von Nitrat und Kupfer oder auf gentechnisch veränderte Bestandteile. Die Bio-Produkte schnitten dabei gut ab. Bei frischem Obst und Gemüse bestand nur bei 1,5 Prozent der Proben der Verdacht, dass sie keiner Bio-Produktion entstammen. Der sogenannte Orientierungswert, der nichts mit dem kritischen Höchstwert zu tun hat, wurde überschritten. Die Tendenz ist positiv: 2007 waren noch drei Prozent der Bio-Proben auffällig, 2008 waren es noch 1,3 Prozent, im Jahr 2009 nur noch 0,9 Prozent. Im Jahr 2010 gab es keine Beanstandungen.

Nachweisbare, aber keine grenzüberschreitenden Rückstände gab es bei 19 Prozent der Obst- und Gemüseproben. Bei sechs der 1221 Einzelproben wurden Rückstände über den zulässigen Höchstgehalten gefunden. In der Regel gehen die Lebensmittelkontrolleure davon aus, dass es sich dabei um Produktionsfehler handelt. Allein schon die TÜV-Kontrolle der Pestizid-Spritzen habe zu Verbesserungen geführt. Es komme auch immer wieder zu Rück-Kontaminationen aus dem Boden oder durch benachbarte konventionell bewirtschaftete Flächen.

Ein Verdacht der Verbrauchertäuschung bestand bei 1,5 Prozent der Tests. Sie waren fälschlicherweise als Bio-Produkt gekennzeichnet. Im Ländervergleich der Täuschungsversuche lagen die italienischen Hersteller mit 1,6 Prozent vor den Spaniern (ein Prozent) und den Deutschen (0,7 Prozent). Besonders häufig wird der Verbraucher offenbar übers Ohr gehauen, wenn er Bio-Weine kauft. "Bei zehn der 26 untersuchten Weine lag der Verdacht einer unzulässigen Anwendung oder falscher Deklaration nahe", heißt es in der Studie.

Öko-Anbau in Deutschland schafft die Millionen-Marke

Mehr als eine Million Hektar Ackerland und Wiesen werden in Deutschland mittlerweile ökologisch bewirtschaftet. Bio hat damit einen Anteil von 6,1 Prozent an der landwirtschaftlichen Nutzfläche.

Erstmals werden in Deutschland mehr als eine Million Hektar Ackerland und Wiesen ökologisch bewirtschaftet. Im Jahr 2011 hatte die Fläche nach Informationen von "Welt Online" noch einmal um 32.016 Hektar zugenommen und liegt jetzt bei 1.022.718 Hektar. Damit hat der Ökolandbau an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche einen Anteil von 6,1 Prozent.

Auch die Zahl der Öko-Betriebe ist noch einmal um 564 gewachsen und erreicht mit 22.506 einen neuen Höchststand.

Bund, Länder und die Europäische Union förderten die Umstellung auf Öko-Landbau allein im vergangenen Jahr mit 137 Millionen Euro.

Der Schwerpunkt der Öko-Landwirtschaft liegt im Süden der Bundesrepublik: Zwei Drittel aller Betriebe und ein Drittel der Fläche befinden sich in Bayern und Baden-Württemberg.

Deutschland verbietet Anbau von Genmais

In Deutschland darf von sofort an kein gentechnisch veränderter Mais mehr ausgesät werden. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat am Dienstag den Anbau der bislang einzig zugelassenen Gen-Mais-Sorte Mon810 verboten. Es gebe Anzeichen, dass die Pflanze "eine Gefahr für die Umwelt" darstelle, sagte sie. Umweltschützer begrüßten das Verbot.
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Genmais (rechts) ist gegen bestimmter Schädlinge besser geschützt als herkömmlicher Mais (links). (© Foto: AP)


Aigner bezog sich bei ihrer Entscheidung vor allem auf neuere Untersuchungen aus Luxemburg. Diese hätten gezeigt, dass Schmetterlinge, Wasserorganismen oder auch der Zwei-Punkt-Marienkäfer durch den Gen-Mais bedroht seien, sagte ein Experte des Agrarministeriums. Zudem verbreiten sich die Pollen des gentechnisch veränderten Maises demnach stärker als bisher angenommen.

Weitere Expertisen deuteten ebenfalls auf Risiken hin. Die Ministerin setzte deshalb eine Schutzklausel in Kraft: Sie erlaubt es EU-Staaten, bei Zweifeln an der Sicherheit den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen zu stoppen. "Das ist keine Grundsatzentscheidung zum Umgang mit grüner Gentechnik", sagte Aigner. Es handele sich vielmehr "um eine Einzelfallentscheidung". Neben Deutschland haben fünf weitere EU-Staaten den Anbau von Gen-Mais verboten, darunter Frankreich und Österreich.

Der Mais Mon810 des US-Konzerns Monsanto ist die einzige gentechnisch veränderte Pflanze, die bislang in der EU zum kommerziellen Anbau zugelassen wurde. Sie produziert ein Gift gegen den Schädling Maiszünsler. Umweltschützer befürchten seit langem, dass dadurch auch andere Insekten und Schmetterlinge vernichtet werden. Sie begrüßten Aigners Entscheidung einhellig. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland lobte, dass Aigner "dem Druck großer Gentechnik-Unternehmen nicht nachgegeben" habe. Auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) begrüßte das Verbot. Zunächst sollten alle Zweifel über die Umweltverträglichkeit ausgeräumt werden, sagte er.

Die Ministerin stand bei ihrer Entscheidung auch unter dem Druck ihrer eigenen Partei, der CSU. In Bayern protestieren Landwirte seit Jahren massiv gegen die Gentechnik, CSU-Politiker fordern eine "gentechnikanbaufreie Zone" in Bayern. Aigner betonte allerdings, das Verbot sei "entgegen anderslautender Behauptungen keine politische Entscheidung". Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer sagte, Aigner habe "fachlich richtig" gehandelt und damit auch dem "übergroßen Wunsch der Bevölkerung" entsprochen.

Seehofer appellierte an den Konzern Monsanto, die Entscheidung zu respektieren und nicht dagegen zu klagen. Monsanto bezweifelt jedoch, "dass die genannten Gründe für ein Verbot ausreichen". Ein Sprecher sagte, man erwarte eine Anhörung seitens der Behörden. Sollte das Verbot Bestand haben, werde man ein Eilverfahren vor Gericht anstrengen. Mögliche Ernteausfälle der Bauern würden "sicher Gegenstand einer Schadenersatzforderung". Besonders in Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern bauen Landwirte den Gen-Mais an. Für dieses Jahr waren knapp 3600 Hektar angemeldet.

Enttäuscht von der Entscheidung zeigte sich Aigners Kabinettskollegin Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU). Die grüne Gentechnik sei "eine wichtige Zukunftstechnologie, von der sich weder Deutschland noch Europa verabschieden dürfen". Schavan kündigte einen runden Tisch mit Wissenschaftlern und Politikern an, um "klare Signale" für die künftige Forschung an Genpflanzen zu geben